Die wirtschaftliche Situation der Kohleminen in Tuzla ist so angespannt, dass seit vielen Jahren nicht einmal der Kauf von gebrauchten Dieselloks in Frage kommt und man die Dampflokomotiven weiterhin am Leben erhält. Es grenzt schon fast an ein Wunder, dass man auch noch im Jahr 2022 Kriegslokomotiven, die einst nur bis zum Endsieg halten sollten, im täglichen Einsatz erleben kann. Der Einsatzbereich ist allerdings stark limitiert: die Lokomotiven rangieren nur im Minenbereich, die Übergabezüge sind fest in der Hand von Staatsbahndieselloks.
Auch in Banovići rangiert man auf der Schmalspurbahn noch mit der Reihe 83, jener legendären D1’, die typisch für viele Schmalspurbahnen auf dem Balkan waren. Dazu gibt es im Normalspurbereich des Bahnhofes noch gelegentlich Einsätze der amerikanischen Kriegslok der Reihe 62, der USATC-Klasse S 100. Auch die Skoda-Lok ist noch betriebsfähig.
Wir besuchen die letzten nicht touristisch eingesetzten Dampflokomotiven, also den letzten echten Plandampf Europas. Da aber die Rangiereinsätze alleine nicht so ergiebig sind, haben wir eine ganze Reihe von Sonderzügen gechartert, mit denen wir die Lokomotiven auf die schönen Strecken in der Umgebung führen. Neben fotografisch hoch interessanten Bergbaukulissen werden wir auch offene und schöne Landschaften und seit Jahrzehnten nahezu unveränderte Bahnhöfe erleben.
Wir werden vier verschiedene Bauarten im Einsatz erleben:
Die Reise beginnt und endet auf dem Flughafen von Tuzla, was von Wizzair von vielen Städten aus angeflogen wird. Der Anreisetag ist der 9.4.2022, der Abreisetag der 16.4.2022, wobei die Zeiten von Ankunft und Abflug keine Rolle spielen.
Wir fahren ausschließlich Güterzüge als Sonderzüge. Die Mitfahrt ist in einem Gbs (zweiachsiger, gedeckter Güterwagen) geplant.
Tuzla ist Sitz der Verwaltung des Kreka Kohlekraftwerkes und der dazu gehörigen Kohleminen. Das Depot für alle Maschinen, die in den Minen eingesetzt werden, befindet sich in Bukinje. Hier werden wir auf die letzten 1’E-Kriegslokomotiven der DR-Baureihe 52, der jugoslawischen 33er treffen. Daneben gibt es auch einige 62er, für die man allerdings keine Verwendung mehr hat. Die Maschinen werden noch in den Kohleminen in Dubrave und Šikulje zum Rangieren eingesetzt. Die umliegenden Strecken führen durch das Bergland und bieten etliche Motive. Wir werden sowohl die umliegenden Strecken mit Sonderzügen (Güterzüge) befahren als auch die Lokomotiven in ihren derzeitigen Einsatzorten besuchen. Wir haben auch Nachtaufnahmen geplant.
In Bukinje werden Hauptuntersuchungen an Dampflokomotiven selbst durchgeführt. Inwieweit sich eine Maschine zu einer solchen Revision im Werk befindet, lässt sich schwer abschätzen. Die Chancen stehen jedoch nicht schlecht, da eine Hauptuntersuchung immer viele Monate in Anspruch nimmt. Denn die Personaldecke in der Werkstatt ist sehr dünn.
In Banovići setzt die Kohlebahn im Normalbetrieb neben ihren Diesellokomotiven auch noch Dampflokomotiven auf der bosnischen Spur von 760 mm Spurweite ein. Im Normalspurbereich rangiert jetzt meist eine Diesellokomotive, wir haben daher wieder eine Dampflokomotive gechartert. Wir haben auch die Škoda-Lok (Reihe 19) gechartert, und werden mit ihr im Bahnhofsbereich rangieren. Weiterhin ist eine 144R (Dt, Fives, Lille) in desolatem Zustand vorhanden. Für die Rangierarbeiten auf der Schmalspurbahn werden die Klassen 83 (D1‘ von Slavonski Brod) und, wenn verfügbar, die Klasse 25 (Ch2t von Škoda) eingesetzt. Derzeit ist keine 25er einsatzbereit, dafür jedoch zwei 83er. Die Diesellokomotiven 720 (B-dh) und 740 (B’B‘-dh) bewältigen auf der zweigleisigen Schmalspurstrecke den Gesamtverkehr. Auf der landschaftlich reizvollen Schmalspurstrecke werden wir einen Chartergüterzug fahren, wobei wir beide 83er vorgesehen haben. Diese Bauart war einst weit verbreitet und fuhr auch auf der Kohlebahn von Banovići über viele Jahre.
Bosnien-Herzegowina ist ein zivilisiertes Land mit einer gastfreundlichen Bevölkerung und einer schwierigen Geschichte. Sicher ist die Mentalität der Bewohner anders, wir fahren eben auf den Balkan mit einem völlig anderen geschichtlichen Hintergrund als Mitteleuropa ihn hat. Zudem spielt Alkohol auch im muslimischen Landesteilen oft eine erhebliche Rolle. Aber das ist alles völlig harmlos, im Dienst trinken die Eisenbahner sowieso (meist) nur Kaffee.
Das Fotografieren von Bahnanlagen und -fahrzeugen wird vielerorts noch immer mit Skepsis gesehen. Wir müssen daher für jeden Ort eine Genehmigung beantragen. Sobald man mit einer offiziellen Genehmigung auftaucht, öffnen sich meist alle Tore und Türen und man ist herzlich willkommen, darf überall fotografieren und es wird auch einmal eine Rangierfahrt extra eingelegt.
Bosnien-Herzegowina ist nach dem Bürgerkrieg ethnisch geteilt. Der Grenze zur Republik Srpska werden wir dabei kaum gewahr, es gibt keine Kontrollen oder andere Auffälligkeiten. Die Hotels lassen mancherorts Wünsche offen. Der Tourismus ist nach Krieg und Teilung des Landes noch nicht wieder richtig in Gang gekommen, und so sind Investitionen in die touristische Infrastruktur in den Kohlebergbaugebieten nicht auf der Prioritätenliste zu finden. Die Versorgung ist aber sehr reichlich und gut. Freunde vegetarischen Essens werden allerdings nicht auf ihre Kosten kommen, Fleisch in allen Variationen gehört zu fast jedem Essen.
Für die Einreise ist für Bürger aus Schengen-Staaten und der Schweiz nur der Personalausweis erforderlich. Wir raten aber dennoch unbedingt zu einem Reisepass, denn für die Beschaffung der Genehmigungen bei den Kohleminen brauchen wir vereinzelt die Reisepassnummer. Auch an der Grenze sehen viele Beamte lieber einen Reisepass.
Reisebusse haben wie auf allen unseren Reisen den lokalen Standard aufzuweisen, der sich von mitteleuropäischen Vorstellungen unterscheiden kann. Allerdings sind gewisse Standards natürlich auch in Bosnien vorhanden.
Die Reisezeit bringt es mit sich, dass wir neben sonnigen Tagen auch Regen einkalkulieren sollten. Bitte richten Sie ihre Kleidung auf ein Spektrum von strahlend blauem Himmel bis Regen und Temperaturen im Bereich von plus zehn bis plus 25 Grad Celsius ein. Wir werden an mehreren Orten Stativ und Fernauslöser benötigen, um stimmungsvolle Nachtaufnahmen einzufangen.
Die Reise ist speziell für Foto- und Videografen konzipiert, denen ein gutes Bild wichtiger als ein opulentes Mahl in der 50 km vom Einsatzort entfernten Spitzengaststätte ist. Wir haben mit Halbpension geplant, aber für Mittagessen werden wir kaum Zeit haben.
Wenn wir den planmäßigen Betrieb besuchen ergeben sich manchmal längere Wartezeiten bis eine Rangierbewegung stattfindet. Die Loks stehen viel mehr, als dass sie sich bewegen. Allerdings können wir immer etwas nachhelfen. Da es von den Reihen 19 und 62 jeweils nur ein betriebsfähiges Exemplar gibt, kann nicht ausgeschlossen werden, dass wir möglicherweise auch einmal nicht die beschriebene Lokomotive oder sogar überhaupt keine Dampflokomotive zu Gesicht bekommen. Wir werden dann versuchen, einen adäquaten Ausgleich zu finden. Einen finanziellen Ausgleich für nicht fahrende Dampflokomotiven kann es aber nicht geben. Wir befinden uns im Zeitalter der aussterbenden Dampftraktion, das Risiko eines Totalausfalls von Dampfleistungen an dem einen oder anderen Ort ist nicht einpreisbar. Aber es ist natürlich nicht unsere erste Fahrt auf den Balkan, und bislang hat es sich immer sehr gelohnt. Risikofrei geht es eben nur zuhause hinter dem Ofen zu. Nur ist das nicht halb so spannend!
Bitte beachten Sie, dass die Hotels, Busse und auch die Züge nicht EU-konform sein müssen. Deshalb reisen wir ja gerade dorthin. Wir werden in ein Land reisen, in dem Umwelt- und Unfallsschutz noch unterentwickelt sind. Es sei ausdrücklich auf die Gefahren hingewiesen, die durch die Benutzung und den Aufenthalt in der Nähe der Eisenbahnen und anderen Verkehrsmitteln entstehen können. Der Abschluss einer Auslands-Unfallversicherung und der ohnehin wichtigen Auslandskrankenversicherung wird empfohlen. Weder die Kreka Minengesellschaft, Die Minenverwaltung Banovići, der örtliche Veranstalter noch FarRail Tours haften in keinem Fall für Unfälle, Beschädigungen, Nachteile aus Verspätungen etc.
Derzeit stellen Einreisen für gegen Covid geimpfte Personen kein Problem dar. Wir müssen kurz vor Reiseantritt schauen, wie die Regeln dann sind. Die Omikron-Welle dürfte bis dahin auch über Europa hinweg gezogen sein. Wizzair, die Gesellschaft, die nach Tuzla fliegt, hat bisher auch keinen endgültigen Flugplan nach Tuzla veröffentlicht. Es kann also sein, dass wir die Reisezeit noch um einen Tag anpassen müssen, sollte die Frequenz der Flüge im April unterhalb der vom Januar 2022 legen.
Bosnien-Herzegowien | ||
Baureihe 52 im Kohlerevier | 24 bis 48 Teilnehmer | 2.640 Euro |
09.04.2022 16.04.2022 | 15 bis 23 Teilnehmer | 2.880 Euro |
Einzelzimmerzuschlag | 260 Euro | |
Anmeldeschluss: 20.02.2021 |
Der Preis umfasst:
Nicht enthalten sind: