Minen & Mehr: Industriedampf in Serbien und Bosnien-Herzegowina

Serbien und Bosnien-Herzegowina: 15.10. - 24.10.2005

Cutici (Kakanj)

Im späten Herbst blüht der planmäßige Dampfbetrieb in Zechen und Fabriken im früheren Jugoslawien richtig auf. Mehr als zwei Dutzend von ihnen stehen jedes Jahr in der Wintersaison unter Dampf und verrichten ihren Dienst auf Rangierbahnhöfen und kurzen Anschlussstrecken. Viele der Maschinen stehen seit mehr als 50 Jahren im Einsatz. Die wichtigste Loktype ist dabei die C-gekuppelte Tenderlok der Klasse 62, von denen jedoch nur noch wenige Originale von den US Army Transportation Corps im Einsatzbestand sind. Die meisten heute noch aktiven Maschinen dieses Typs sind Nachbauten, die im Land selbst hergestellt wurden. Darüber hinaus trifft man an einigen Orten noch auf Raritäten aus Frankreich oder Belgien. Nicht zuletzt seien die weltweit letzten planmäßigen Einsätze der DR-Baureihe 52 (JZ-Baureihe 33) erwähnt. Nur in Bosnien-Herzegowina kann man diese einst in Europa weit verbreitete Kriegslok noch im Plandienst erleben.

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Reiseplan

Datum Geplanter Reiseverlauf
15.10. Abflug Frankfurt/Main oder von anderen Orten, Ankunft Beograd (Belgrad) am Nachmittag, freie Zeit zur Erkundung des Straßenbahnnetzes von Belgrad oder zum Ausruhen, Hotel Belgrad
16.10. Mit unserem Charterbus fahren wir zum Kohletagebau Kostolac, Besuch des Depots und des Tagebaues, Hotel Belgrad
17.10. Der ganze Tag steht uns für die Kohlemine Vreoci zur Verfügung. Auf der Schmalspurbahn haben wir eine Lokomotive der Klasse 53 gechartert, auf dem normalspurigen Anschluss stehen meist zwei Loks der Klasse 62 im regulären Einsatz. Hotel Belgrad
18.10. Fahrt zur Munitionsfabrik Lucani, Chartergüterzug mit der feuerlosen Lok die aus einer 62 entstand, Auf dem Weg nach Sarajevo kurzer Abstecher im Museum Pozega. Hotel Sarajevo
19.10. Besuch des fast gänzlich stillgelegten Stahlwerkes Vares, wo wir eine Lok der Klasse 62 für Fotofahrten gechartert haben, am Nachmittag Besuch der Kohlemine Breza. Hotel Zenica
20.10. Am Morgen besuchen wir die Kohlemine Kakanj (Reihe 62). Gegen Mittag werden wir das Stahlwerk Zenica und am Nachmittag die örtliche Kohlemine aufsuchen, sofern diese noch nicht geschlossen wurde (beide Reihe 62). Am Abend Weiterfahrt nach Tuzla, Waldhotel Banovici
21.10. Ganztägiger Besuch der Kohlemine Banovici mit regulärem Einsatz der Reihen 25 und 83 auf der Schmalspurbahn und der Reihe 62 im Normalspurbahnhof. Chartergüterzug auf der Schmalspurbahn und Besuch des Depots. Waldhotel Banovici
22.10. Besuch der Kohleminen und des Depots der Kreka Kohleminen Verwaltung (insgesamt drei Einsatzorte) (JZ-Klasse 33, DR-Baureihe 52 und die allgegenwärtige Reihe 62), Waldhotel Banovici
23.10. Am Morgen besuchen wir noch einmal Banovici, Mittags Rückfahrt nach Serbien. Auf dem Weg schauen wir in der Zellulosefabrik Loznica vorbei. Am Abend erreichen wir Novi Sad, Hotel Novi Sad
24.10. Morgens Besuch des Ausbesserungswerkes in Zrenjanin, Mittags Fahrt nach Belgrad zum Flughafen und Rückflug, Ankunft am selben Abend

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Streckenbeschreibungen

Im Kohletagebau von Kostolac werden auf der 900 mm Werkbahn im Winterhalbjahr noch immer die 1946 gelieferten UNRRA-Dampflokomotiven eingesetzt. Zwei der fünf Maschinen sind dabei meist betriebsfähig. Die besten Aufnahmen lassen sich im recht interessanten Depot machen. Im Tagebau selbst fahren die Lokomotiven immer mit Tender voraus.

Die Kohlemine Vreoci gehört zu einem größeren Stromproduzenten. Es gibt eine 8 km lange, 900 mm-Grubenbahn, die mit Elloks betrieben wird. Daneben gibt es ein normalspuriges Netz, auf dem bei unserem Besuch zwei 62er im Einsatz stehen dürften. Besonders interessant sind hier jedoch nicht die 62er, sondern die von Decauville gebauten 53er (Ch2t, 900 mm), die als Notfallreserve immer noch vorhanden sind (Bild). Eine der Maschinen wird speziell für uns angeheizt.

Lucani

Die Munitionsfabrik in Lucani hat ein aus 62 678 zur feuerlosen Lokomotive umgebautes Unikat im Einsatz. In die Fabrik selbst dürfen wir natürlich nicht, aber man wird einen Güterzug für uns mit der Maschine bespannen. Der planmäßige Einsatz der Lok war neben Rangierdiensten auch die Bespannung des Arbeiterpendels vom Staatsbahnhof zum Werk. Dieser Zug bestand aber planmäßig nur aus einem Wagen und verkehrte im November morgens bei Dunkelheit. Heute wird die Lokomotive nur noch für die Übergaben der Güterwagen zum Staatsbahnhof und die Rangieraufgaben im Werk selbst genutzt.

Das Museum in Pozega hat in seiner Ausstellung neun Dampflokomotiven in den Spurweiten 600 und 760 mm. Da es auf unserem Weg liegt, werden wir einen kurzen Abstecher dorthin machen.

Auf der langen Busfahrt durchs Gebirge nach Sarajevo kommen wir auch bei der Museumsschmalspurbahn in Mokra Gora vorbei. Hier ist kein Besuch oder Charterzug geplant, das heben wir uns für Zeiten auf, in denen der planmäßige Dampfbetrieb in Jugoslawien allein seinetwegen keine Reise mehr rechtfertigen dürfte. Wenn es im Interesse der Mehrheit liegt und es unsere Zeit erlaubt, werden wir aber trotzdem einen Blick auf die Fahrzeugsammlung werfen. Die 15 km lange Bergstrecke ist erst in diesem Jahrhundert wieder aufgebaut worden. Der Fahrzeugpark umfasst unter anderem die Skoda-Lok 25 27 (Ch2t aus Banovici), 82 052 und 83 173 (D1') von der Jugoslawischen Staatsbahn JZ, Lok Elza, eine Ch2t von der Zuckerfabrik Zrenjanin und die Diesellok L45H-077 aus Rumänien (Borsec). Auf der kurzen 600 mm Strecke gibt es eine Cn2t von der Waldbahn Visnjicevo.

Die Fahrtstrecke von Uzice nach Sarajevo ist zwar nur 150 km lang, durch die schwierige Topographie und den Grenzaufenthalt wird sie jedoch gut drei Stunden in Anspruch nehmen.

Stahlwerk Vares

Das Stahlwerk in Vares besitzt ebenfalls die Klasse 62 für allfällige Rangierarbeiten. Für die kläglichen Reste des kriegsbeschädigten Stahlwerkes benötigt man allenfalls noch eine Lokomotive. Um sicher zu gehen eine Maschine im Einsatz zu erleben, haben wir eine 62er gechartert.

Auch die Kohlemine in Breza setzt nur eine Lokomotive der Reihe 62 ein. Ihr Aktionsradius beschränkt sich auf das Minengelände. Dort lassen sich durch typische Mineneinrichtungen und eine Fußgängerbrücke quer über den Rangierbahnhof recht gute Aufnahmen machen. Das Licht ist am Nachmittag am Besten.

Die Kohlemine in Catici gehört zur Rudnika Mrkog Uglia Kakanj. Sie war eine der bedeutendsten Kohlelieferanten im früheren Jugoslawien. Die verbliebene 62er ist hier nicht nur für den Verschub in der Mine selbst zuständig, sondern auch für die Übergaben zum Staatsbahnhof. Dabei wird gleich am Ende des Rangierbahnhofes ein Fluss auf einer älteren Betonbrücke überquert. Die Bahn zur Mine ist durch die angeschlossene Kohlensortieranlage noch recht aktiv. Bei Tageslicht kann mit bis zu vier Übergaben zum Staatsbahnhof gerechnet werden.

Kohlemine und Stahlwerk in Zenica haben nach dem Bürgerkrieg ihre Produktion stark gedrosselt. Die Kohlemine steht seit Jahren gänzlich zur Disposition, und niemand kann sicher vorhersagen, ob sie bei unserem Eintreffen noch aktiv ist. Hier gibt es eine sehr fotogene hölzerne Verladeanlage. Der Zutritt zu den Bahnanlagen der Mine ist kein Problem. Beim Stahlwerk allerdings kann man sich nicht sicher sein, ob uns erneut (wie 2003) eine Zutrittsgenehmigung erteilt wird. Sofern dies nicht der Fall ist wird man uns jedoch eine 62 vor dem Werksgelände präsentieren.

Die Fahrzeit nach Tuzla wird etwa drei Stunden betragen.

Dubrave

Tuzla ist Sitz der Verwaltung des Kreka Kohlekraftwerkes und der dazu gehörigen Kohleminen. Das Depot für alle Maschinen, die in den Minen eingesetzt werden, befindet sich in Bukinje. Hier werden wir auf die letzten 1'E-Kriegslokomotiven der DR-Baureihe 52, der jugoslawischen 33er treffen. Daneben gibt es natürlich auch einige 62er. Die Maschinen werden noch in den Kohleminen in Bukinje, Dubrave und Sikulje eingesetzt. Eine vierte Mine, Mramor, wurde 2004 (vorübergehend?) geschlossen. Wir werden alle drei aktiven Minen besuchen. Es kann überall eine Lok der Klasse 33 zum Einsatz kommen, allerdings auch nur eine 62er. Am sichersten ist dabei der 33-Einsatz in Sikulje, wo man seit 2004 sogar wieder die Übergaben zum Staatsbahnhof mit Dampf fährt. Auch die Züge zum Kraftwerk von Bukinje fahren meist mit einer 33er.

In Banovici setzt die Kohlebahn neben ihren Diesellokomotiven auch noch Dampflokomotiven auf beiden Spurweiten (760 und 1435 mm) ein. Im Normalspurbahnhof ist dabei meist die Klasse 62 aktiv, während für die Rangierarbeiten an beiden Enden der Schmalspurbahn die Klassen 25 (Ch2t von Skoda) und, seltener, die Klasse 83 (D1' von Slavonski Brod) eingesetzt werden. Die Diesellokomotiven 720 (B-dh) und 740 (B'B'-dh) bewältigen auf der zweigleisigen Schmalspurstrecke normalerweise die Hauptlast des Verkehrs. Wir werden bei unserem Besuch aber eine Dampflokomotive auf die Strecke bringen. Die im Normalspurbereich neben den 62ern vorhandene 19 12 (Ct von Skoda, betriebsfähig) und 144R (Dt, Fives, Lille, nicht betriebsfähig) werden voraussichtlich nur abgestellt zu sehen sein.

Bei Zvornik werden wir die Grenze zwischen Bosnien-Herzegowina und Serbien passieren. Knapp 30 km weiter nördlich gibt es in der Viskosefabrik Loznica eventuell wieder feuerlose Dampflokomotiven zu erleben. Durch wirtschaftliche Schwierigkeiten ist nicht sicher, ob die Fabrik im Oktober arbeiten und dabei eine der beiden von LaMeuse 1956 gelieferten C-gekuppelten Dampfspeicherloks einsetzen wird.

Unser letzter Stop auf der Tour wird das Ausbesserungswerk für Dampflokomotiven und Straßenbahnen in Zrenjanin sein. Welche Lokomotiven dort bei unserem Besuch zur Ausbesserung bereit stehen, lässt sich allerdings nicht abschätzen.

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Anmerkungen

Serbien ist zwei Jahre nach dem Sturz des alten Regimes wieder angemessen sicher und problemlos zu bereisen. Häufig wechselnde Einreisebestimmungen machen es notwendig, dass die eventuell an der serbischen Grenze verlangte "Einreisegebühr" (die lediglich 5 Euro betrug) von jedem selbst bezahlt wird. Diese ist vorher nicht zu kalkulieren. Teilweise noch vorhandene Ressentiments der Bevölkerung (insbesondere nach dem NATO-Bombardement) werden uns als geführte Reisegruppe kaum begegnen.

Das Fotografieren von Bahnanlagen und –fahrzeugen wird vielerorts jedoch noch mit großer Skepsis gesehen. Wir müssen daher für jeden Ort eine Genehmigung beantragen, die sich die örtlichen Werksverwaltungen gut bis sehr gut bezahlen lassen. Wir sollten, um Zwischenfälle (wie das "Klären eines Sachverhaltes" bei übergeordneten Dienststellen der Polizei) zu vermeiden, uns genau an die Genehmigungen halten. Das schließt ein, dass wir weder die Munitionsfabrik noch die nicht genehmigten Stahlwerke von innen sehen können. das tut der Fotofreude jedoch keinen Abbruch, haben doch die Werke Kooperationsbereitschaft zugesichert, uns die Lokomotiven fotofreundlich vor den Toren des Werkes im Einsatz zu präsentieren.

Bosnien-Herzegowina ist nach dem Bürgerkrieg mehr oder weniger ethnisch geteilt. Die Republik Srpska werden wir dabei nur durchfahren, Aufnahmen sind hier nicht geplant. Die Hotels lassen mancherorts sowohl in Serbien als auch in Bosnien-Herzegowina manchen Wunsch offen. Der Tourismus ist nach Krieg und Teilung des Landes noch nicht wieder richtig in Gang gekommen, und so sind Investitionen in die touristische Infrastruktur in den Kohlebergbaugebieten nicht auf der Prioritätenliste zu finden. Die Versorgung ist aber in beiden Ländern sehr reichlich und gut, jedoch ein Horror für Freunde vegetarischen Essens.

Für die Einreise ist ein Reisepass notwendig, der über den gewünschten Ausreisetermin hinaus noch ein Jahr (nicht nur sechs Monate!) gültig sein muss. Bitte prüfen Sie daher Ihren Reisepass auf sein Ablaufdatum.

Reisebusse haben wie auf allen unseren Reisen den lokalen Standard aufzuweisen, der von mitteleuro-päischen Vorstellung abweichen kann. Allerdings sind gewisse Standards natürlich auch in Serbien vorhanden, so dass wir z. B. nicht ohne Heizung auskommen müssen.

Banovici

Die Reisezeit bringt es mit sich, dass wir neben sonnigen Tagen auch Regen oder Schneefälle einkalkulieren sollten. Bitte richten Sie ihre Kleidung auf ein Spektrum von strahlend blauem Himmel bis eiskalten Niesel-regen und Temperaturen im Bereich von plus 15 bis minus 5 Grad Celsius ein. Die Reisezeit wurde bewusst auf den Herbst gelegt, weil vom Oktober bis Dezember erfahrungsgemäß die größten Chancen auf regulären Dampfbetrieb bestehen. Wir werden an mehreren Orten Stativ und Fernauslöser benötigen, um stimmungsvolle Nachtaufnahmen einzufangen.

Die Reise ist speziell für Foto- und Videografen konzipiert, denen ein gutes Bild wichtiger als ein opulentes Mahl in der 50 km vom Einsatzort entfernten Spitzengaststätte ist. Wir werden teilweise abgepacktes Essen mitnehmen, um den Tag zum Fotografieren nutzen zu können.

Wir werden weitgehend den planmäßigen Betrieb besuchen und nur an einigen Besuchsorten Sonderzüge fahren lassen. Damit ergeben sich manchmal längere Wartezeiten an den Strecken, die dann aber mit authentischen Aufnahmen belohnt werden. Da oftmals nur eine oder zwei Lokomotiven in betriebsfähigen Zustand vorhanden sind, kann nicht ausgeschlossen werden, dass wir möglicherweise auch einmal nicht die beschriebene Lokomotive oder sogar überhaupt keine Dampflokomotive zu Gesicht bekommen. Wir werden dann versuchen, einen adäquaten Ausgleich zu finden.

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Preis

Minen & Mehr: Dampf in ex Jugoslawien 15 bis 24 Teilnehmer 1.620 Euro
15.10. - 24.10.2005 10 bis 14 Teilnehmer 1.870 Euro
  Einzelzimmerzuschlag 165 Euro

Minimale Teilnehmerzahl: 10
Maximale Teilnehmerzahl: 24

Der Preis umfasst:

Nicht enthalten sind:

Die Preise beruhen auf einer bestimmten Tarifklasse der Fluggesellschaft, für die ein begrenztes Platzangebot zur Verfügung steht. Daher ist eine rechtzeitige Anmeldung wichtig. Anschlussflüge von anderen Orten sind gegen (oft geringen) Aufpreis möglich. Die Reise kann auch ohne Flüge gebucht werden.

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