Ukraine 2011 – »Zehner und Krim«

Diesel in der Ukraine 17. bis 30.09.2011

Lange schon wieder fällig, die Ukraine. Denn die Zeit bleibt nicht stehen. Die Weltwirtschaftskrise hat den Umbruch bei den ukrainischen Eisenbahnen zwar verlangsamt, doch nicht aufgehalten. Der homogene Rangierlokpark der CME3-Grundtypen ist längst durch Rekolokomotiven aufgebrochen, die urigen „Weh-Ell-Achter“, zwischen 1955 und 1967 auf die Räder gestellt, sind in der Südostukraine zwar nach wie vor alltäglich. Aber wie lange noch?

Allgegenwärtig in der Welt des MPS, der früheren sowjetischen Eisenbahn, waren die Vertreter der TE10 Familie. Was sie eint, hat mittlerweile eine weltweite Fangemeinde gefunden: Ausgerüstet mit riesigen Gegenkolbendieselmotoren, einstmals konstruiert vom längst verschiedenen amerikanischen Diesellokbauer Fairbanks-Morse, erzeugen sie einen einmaligen, ungedämpften Metallic-Bass. Man nennt sie die »Fahrbaren Erdbeben«. Sowohl im Leerlauf, als auch beim temperamentvollen Beschleunigen – der Dreivierteltakt-Sound der Zehner sucht seinesgleichen. Kasachstan und Russland, selbst Turkmenistan und Weißrussland, lassen mittlerweile ihre in die Jahre gekommenen Zehner runderneuern. Kolomna und General Electric zeichnen nun für die Motoren verantwortlich. Ihren unikaten Klang büßen die Zehner in jedem Falle ein. Da die 10D100(M1/M2)-Zweitakt-Zehnzylinder-Gegenkolbenaggregate im ukrainischen Charkiv gefertigt wurden und noch reichlich Ersatzteile in Inland erworben werden konnten, blieben 2TE10M, U und UT in der Ukraine bisher vom Umbau verschont. Doch ukrainische Lokomotivbauer fanden unlängst russische Eigner ...

Die 2TE10M (und einige wenige modernere 2TE10U) leisten schweren Güterzugdienst bei der Versorgung der Häfen Odesa, Illjitschivs’k, Mykolajiv und Cherson. Das Streckennetz ist hier überwiegend eingleisig, was uns Zugkreuzungen mit kraftvollen Anfahrten beschert. Nicht selten sind mehrere Schwerlastzüge im Blockabstand zu erleben. Es gibt also einige Gründe, warum wir für das große Diesellokspektakel in der südukrainischen Steppe viel Zeit geplant haben.

Ein Phänomen ist in jedem Fall die 2TE10UT, die wohl einzige Gegenkolben-Schnellzugdiesellok dieser Welt. Doch ihr wichtigstes Reservat, die Rennbahn Mykolajiv – Cherson – Dshankoj ist bedroht. Die Ukrzaliznycja hat die Elektrifizierung der Strecke beschlossen. Unerbittlich.

Doch noch gurgeln sie, die UT. Und Sie können dabei sein!

Die Diesellokfreunde sind jedoch nicht die einzigen, die auf ihre Kosten kommen werden. Die Halbinsel Krim ist in großen Teilen elektrifiziert, die CS2 und ihre Rekovariante sowie die greisen, aber äußerst robusten WL8 spielen hier die erste Geige. Weitgehend elektronikfreie Elektrotechnik aus der Mitte des vergangenen Jahrhunderts – auch im Industrierevier von Ordshonikidze, Nikopol’ und Marhanec’ werden wir den Ellokveteranen auflauern. Dieses Bergbaugebiet birgt auch noch andere Elektro-Überraschungen: Grubenlokomotiven, Elektritschka-Züge, vielleicht sogar noch eine richtige SR3-"Rüttelplatte" ...

Und erst der Nahverkehr – drei Straßenbahnbetriebe liegen auf unserer Route, wie sie unterschiedlicher kaum sein können. Durch KTM-5-Triebwagen aus Ust’ Katav ist das etwa 70 Kilometer umfassende Breitspurnetz von Mykolajiv geprägt. Verschiedene Motive sind möglich: in der Flaniermeile der quirligen Hafenstadt, mit russischen Holzhäuschen der dörflichen Altstadt und zwischen den unvermeidlichen »Zuckerbäcker«-Blocks der Stalinzeit bieten sich beste Fotomöglichkeiten. Ganz anderer Natur ist der Betrieb im mondänen Krim-Kurort Jevpatorija. Gotha- und Tatra-KT4SU-Fahrzeuge rumpeln hier über ein- und zweigleisige Linien. Schließlich bizarrer Minimalismus bei der Strandbahn in Moločne: Vom Ferienheim zum Badestrand – eineinhalb Kilometer Strecke, eine Weiche und zwei miteinander gekuppelte Gotha-Triebwagen ...

Russen, Tataren, Ukrainer – bunt ist das Völkergemisch auf der Krim. Eher zufällig geriet die Halbinsel 1954 durch eine Laune des Sowjet-Herrschers Chruschtschow zur Ukraine. Seit 1992 ist sie Autonome Republik innerhalb des ukrainischen Staates. Das öffentliche Leben ist stark von Russland geprägt. Nicht nur, weil die Erholungssuchenden aus Moskau, St. Petersburg, Krasnojarsk oder Chabarowsk das milde Klima der Krim besonders lieben: Sevastopol’ ist Standort sowohl der ukrainischen als auch der russischen Schwarzmeerflotte. Nicht zuletzt haben auch die Krimtataren ihre kulturellen Spuren hinterlassen. Davon zeugt vor allem die Stadt Bachcisaraj, wo wir uns am Abend zu einer Probe des leckeren Krimweines einfinden werden. Umrahmt von großartigen Landschaften – von den Weiten der Steppe über das bis zu 1.500 Meter hohe Krim-Gebirge zu den Ufern des Schwarzen Meeres ist die Krim eines der schönsten und mit Sicherheit das bekannteste touristische Kleinod des ehemaligen sowjetischen Riesenreiches. Lernen sie es kennen und schätzen!

Obgleich unsere Reise für ambitionierte Fotografen und Filmer konzipiert ist und wir mit dem Bus stets auf der Suche nach den besten Motiven entlang der Strecken sind, bietet der Zeitplan an einigen Tagen ganz besondere Alternativen. Ist Ihnen das Wetter vielleicht einmal doch zu schlecht? Oder wollen Sie etwas abseits des Hauptprogramms einfach einmal im Personenzug tagfüllend die ukrainische Steppe bereisen? Das geht.

Nehmen wir zum Beispiel Donnerstag, den 22.09.: Mit dem D1-Triebwagen von Mykolajiv nach Kolosivka oder Dolins’ka. Oder wie wäre es am Sonnabend, den 24.09. im ersten Wagen hinter der 2TE10UT von Cherson nach Vadym und zurück? Oder vielleicht doch den einmaligen Sound der Gleichstrommotoren in einer Elektritschka auf sich einwirken lassen, den ganzen Tag? Geht auch: Nikopol’ – Dolins’ka über Kryvyj Rih oder auch nach Zaporishshja-2, Dienstag, 20.09.

Eisenbahn, Landschaft & Leute – Fotografieren, Filmen & Genießen.

Geführt von den Spezialisten. Längst wieder fällig, die Ukraine ...

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Reiseplan

Datum Reiseplan

17.09.

Abfahrt Berlin Ostbahnhof vsl. um 15.32 Uhr
Übernachtung Schlafwagen Schnellzug Skor. 30/29

18.09.

Wir erleben die Umspurung unseres Schnellzuges an der polnisch-ukrainischen Grenze in Jagodin; Ankunft in Kiew (Kyjiv) Pass. vsl. 16.48 (alternativ kann die Anreise nach Kiew mit dem Flugzeug erfolgen); kleine Rundfahrt durch die großartige ukrainischen Metropole; Weiterreise mit dem Nachtzug Skor. 282 Kiew Pass. vsl. ab 22.49 Uhr
Übernachtung Schlafwagen Schnellzug 282

19.09.

Ankunft in Dnepropetrovsk (Dnipropetrovs’k) vsl. um 06.12 Uhr;
Mit unserem Charterbus bleiben wir an den Gleisen: Streckenaufnahmen (Dnipropetrovs’k –) Surs’ko – Shovtokam’janka (– Apostolove); am Nachmittag Fahrt nach Tschortomlyk zu den Grubenbahnen von Ordshonikidse mit ihren über fünfzigjährigen SR3-Elektrotriebzüge im halböffentlichen Werkspersonenverkehr (die legendären »Rüttelplatten«); Hotel in Nikopol’

20.09.

Streckenaufnahmen in und um Nikopol’ mit seinen Industriemotiven; Besuch des Lokdepots TC-12 Nikopol’ (u.a. CS2, VL8, diverse Elektritschka-Züge); Exkursion nach Marhanec’, der Bergbaustadt mit breit- und schmalspurigen Grubenbahnen; Hotel in Nikopol’

21.09.

Besuch der Lokeinsatzstelle Apostolove: Zusammentreffen der großen Doppellok-Baureihen 2TE116 mit den (nur) äußerlich ähnlichen »Zehnern« 2TE10M/UT; Streckenaufnahmen von 2TE10M und UT auf der Steppenbahn Apostolove – Bila Krynycja – Snihurivka – Mykolajiv; Hotel in Mykolajiv

22.09.

Besuch der Lokeinsatzstelle Mykolajiv Pass.: von hier aus starten die Gegenkolben-Schnellzugmaschinen 2TE10UT zu ihren Einsätzen; Aufnahmen im Bahnhof Mykolajiv Pass. und im Stadtgebiet sowie Streckenaufnahmen im Umkreis von Mykolajiv; Freizeit zum Erkunden von Straßenbahn und O-Bus-Betrieb auf eigene Faust; Hotel in Mykolajiv

23.09.

Besuch des Lokdepots TC-8 Mikolajiv (u.a. 2TE10M, 2TE10U, 2TE10UT, CME3, CME3Tund D1-Dieseltriebzüge); Streckenaufnahmen an der Magistrale Mykolajiv – Cherson sow ie im Stadtgebiet von Cherson; Hotel in Cherson

24.09.

Besuch des Lokdepots TC-10 Cherson (2TE10M, 2TE10U, 2TE10UT, CME3, CME3T), der zweiten großen Einsatzzentrale der »Zehner« auf unserer Reise; wiederum Streckenaufnahmen mit Gegenkolbensound auf den von Cherson ausgehenden Strecken; Hotel in Cherson

25.09.

»Zehner«-Streckenaufnahmen an der Magistrale Cherson – Brilivka – Vadym – Armjans’k – Krasnoperekops’k; Busfahrt zum Krim-Kurort Jevpatorija –  Freizeit zum Erkunden des Straßenbahnnetzes mit seinen Gotha- und Tatra-Fahrzeugen – und natürlich: Bademöglichkeit im Schwarzen Meer! Hotel in Jevpatorija

26.09.

Erkundung von Anschlussbahnen von Steinbrüchen und Salzseen im Raum Jevpatorija und Saki; Fahrt mit der Gotha-Straßenbahn sowie Depotbesuch in Molotschne; Besuch des Straßenbahndepots Jevpatorija; Busfahrt von Jevpatorija nach Bachtschisaraj; Stadtführung und Weinprobe in der pittoresken Altstadt von Bachtschisaraj; Hotel in Bachtschisaraj

27.09.

Streckenaufnahmen im Krim-Gebirge zwischen Bachtschisaraj, Inkerman und Sevastopol’ – Schwerpunkt Felsenhöhlen bei Inkerman; Freizeit in Sevastopol’ mit Möglichkeit zum Erkunden des O-Bus-Netzes der Stadt; Hotel in Sevastopol’ oder Umgebung

28.09.

Stadtrundfahrt in Sevastopol’, dem geschichtsträchtigen Schwarzmeerhafen; Busfahrt nach Simferopol’; Besuch des Lokdepots TC-5 Simferopol’ (CS2(M), CS7, CME3/3T), diverse Elektritschka-Züge); Ende der Reise auf dem Bahnhof Simferopol’, Die Reiseleitung fährt Simferopol’ vsl. ab 15.34 Uhr; Übernachtung Schlafwagen Schnellzug Skor. 40 (je nach Verfügbarkeit im durchgehenden Kurswagen nach Berlin)

29.09.

(Ankunft) Kiew (Kyjiv) Pass. an 07.08 Uhr (für Flugreisende Transfer zum Flughafen), Kiew Pass. ab 09.24 Uhr; Übernachtung Schlafwagen Skor. 30/29

30.09.

Ankunft Berlin Lichtenberg vsl. 07.15 Uhr

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Streckenbeschreibungen

Nishnidniprovs’k Vuzol – Dnipropetrovs’k Pivdennij – Apostolove (154 km)

Dnepropetrovsk (Dnipropetrovs’k) ist einer der größten urbanen Ballungsräume des Landes. Der Dnipro (russ. Dnjepr) und die hier einmündende Samara verhalfen der Stadt zu ihrer eindrucksvollen Lage. Der Dnipro ist von Zaporishshja her angestaut, die Samara hat einen Staudamm unmittelbar vor der Mündung in den großen ukrainischen Strom – so wirken die Wasserflächen noch gewaltiger. Das Dnipropetrovs’ker Eisenbahnnetz bildet unter Nutzung zweier gewaltiger Flussbrücken eine Art Schlaufe, an dessen Spitze sich, auf der linken Dniproseite, der große Rangierbahnhof Nishnidniprovs’k Vuzol befindet. Der Hauptbahnhof wiederum liegt auf der rechten, der Altstadtseite.

Unsere Strecke kommt von Vuzol über die südöstliche Dniprobrücke und berührt den Hauptbahnhof nicht. Wer also von dort zum Personenzug nach Apostolove gelangen will, muss zunächst mit der Elektritschka zum Südbahnhof – Dnipropetrovs’k Pivdennij – fahren. Ab diesem Südbahnhof geht es – zweigleisig und elektrifiziert – bis nach Zustritschnyj. Dabei windet sich die Strecke aus dem Dniprotal heraus. Hinter dem Haltepunkt Tonnelna wird ein etwa 1,5 Kilometer langer Tunnel passiert, über die dessen Deckgebirge sich die Anschlussbahn Zustritschnyj – Flughafen windet. In Zustritschnyj zweigt auch das elektrifizierte Gleis zum Stadtgüterbahnhof Dnipropetrovs’k Vantashnyj und zum Hauptbahnhof ab. Unsere Nebenbahn schlängelt sich sogleich wieder talwärts, diesmal zur Mokra Sura hin. Allein vier Haltepunkte gibt es bis zum Bahnhof Surs’ke, ungezählt sind die Brücken und Durchlässe im Suratal wegen der vielen Nebenflüsschen. Nach einer weiten Rechtskurve um das Dorf Pryvil’ne wird nun das Suratal verlassen. Dennoch macht das abwechslungsreiche und relativ dicht besiedelte Terrain zahlreiche Kurven, Einschnitte, Dämme, Brücken, Bahnübergänge und Haltepunkte notwendig. Erst im letzten Viertel des Weges, etwa ab Pavlopillja, entspannt sich die topografische Lage.

Obwohl sich die Strecke auf einer groben Übersichtskarte zunächst als Teil der kürzesten Verbindung zwischen Dnepropetrovsk und den Häfen Mykolajiv und Cherson erweist, hat sie auf Grund der schwierigen Geländeverhältnisse nur eine untergeordnete Funktion für den durchgehenden Güterverkehr. Der Personenverkehr ist ebenfalls dünn (zwei Zugpaare), hat es aber in sich. Zum Einsatz gelangen hier 2x 3000-PS-Doppelloks der Reihe 2TE116 des Depots Nishnidniprovs’k Vuzol mit mehreren Reisezugwagen (lt. Fahrplan 2010). Insgesamt 31 (!) Halte lassen sowohl Zugverfolgung als auch Mitfahrt zum Genuss für den Eisenbahnfreund werden. Die Reisegeschwindigkeit ist eher bescheiden, für die knapp 150 Kilometer ab dem Südbahnhof braucht ein Zug bis Apostolove bis zu 4 Stunden 50 Minuten! Unter westeuropäischen Verhältnissen müsste die Strecke als akut einstellungsbedroht gelten.

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Apostolove – Snihurivka – Mykolajiv Pas. – Mykolajiv Vant. (173 km)

Apostolove ist wichtiger Lokwechselbahnhof. Die Nebenbahn aus Vuzol mündet hier ebenso in die mit 3 kV= elektrifizierte Hauptstrecke Kryvyj Rih – Nikopol’ – Zaporishshja ein, wie von Südwesten her die unsere Hafenabfuhrbahn aus Mykolajiv und Cherson. Die Lokdepots beider Städte besitzen verschiedene Spielarten der 2TE10er Reihe. »Prymis’kij (bzw. Prigorodnyj)«-Personenzüge gibt es keine, dafür halten die über diese Strecke geführten und mit 2TE10UT bespannten»Passashirskij«-Züge auf den wenigen Unterwegsstationen. In starkem Kontrast zum Umland von Dnipropetrovs’k ist die Region nur noch dünn besiedelt. Der Grund ist die allgemeine Trockenheit, ertragbringende Landwirtschaft ist nur durch Bewässerung zu erzielen.

Scharf rechtwinklig schert das Streckengleis von Apostolove nach Südwesten aus und passiert den Dnipro-Kryvyj Rih-Kanal. Hinter der Plattform km 373 zweigt nach Süden die Anschlussbahn nach Zelene Pole DRES ab. Auf dem Weg nach Bila Krynycja wird ab Vas’kytne die steigungsarme Geradlinigkeit unterbrochen. Das Tal des Inhulec wird gekreuzt, der Fluss selbst bei Starosillja überbrückt. Etwa acht Kilometer vor Bila Krynycja befindet sich eine Art Brechpunkt. Da die Strecke mit vielen Selbstblocksignalen zur Erhöhung der Durchlassfähigkeit ausgerüstet wurde, kann man hier mit etwas Glück gleich mehrere Rauchsäulen schwerarbeitender Güterzugdiesels hintereinander erleben. Etwa zehn Kilometer vor Snihurivka kommt das Gleis noch einmal nahe an den Inhulec heran. An dieser Stelle führt eine Brücke über die einmündende Visun’.

Das Lokalzentrum Snihurivka hat nicht nur einen kleinen Flusshafen am Inhulec, einige Agrar-Industrie-Unternehmen rechtfertigen mit ihren Gleisanschlüssen eine eigene UZ-Rangierlokomotive. Vor dem Bahnhof mündet die 219 Kilometer lange Nebenbahn von Fedorivka ein. So lang wie sie ist, so niedrig sind Zugaufkommen und Geschwindigkeit. Einzig ein D1-Triebwagen stellt morgens nach und abends von Mykolajiv eine Verbindung mit Kachovka her, dem Ort am gewaltigen Dnipro-Staudamm des »Kachovsker Meeres«. Am Ende des Bahnhofs Snihurivka existiert ein Dreieck, dessen Schenkel die sich gabelnden Gleise nach Cherson und Mykolajiv bilden. Interessanter und dichter befahren ist die Mykolajiv-Strecke. Bis zum 29 Kilometer entfernten Zasillja, dem Kreuzungsbahnhof genau auf halbem Wege nach Mykolajiv, liegt direkt parallel der Kanal Inhuleckij, welcher die weitverbreiteten Bewässerungsgräben versorgt. Gemeinsam mit der von rechts kommenden eingleisigen Hauptbahn aus Dolyns’ka fädelt sich unsere Strecke an der Lokeinsatzstelle vorbei in den Bahnhof Mykolajiv Pas. ein, dem Hauptbahnhof der Hafenstadt.

Triebwagen von und nach Kachovka, Dolins’ka und Kolosivka sind in einer südlichen Stadtumrundung bis zum Güterbahnhof Mykolajiv Vant. durchgebunden. Dass die Züge für diese neun Kilometer eine halbe Stunde brauchen, hat nicht nur mit den drei Unterwegshalten, sondern auch mit einer Vielzahl von Überwegen und Hafenbahn-Anschlussgleisen zu tun. In der Nähe des Güterbahnhofes befindet sich sowohl das Lokomotivdepot TC-8, als auch das Straßenbahndepot Nr.1.

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Mykolajiv Pas. (/Mykolajiv Vant.) – Cherson – Armjans’k – Dshankoj (264 km)

Die Häfen Mykolajiv und Cherson sind für Hochseeschiffe tauglich, die vom Schwarzen Meer jeweils zunächst das Boddenmeer Dniprovs’kij Lyman passieren müssen. Dieses wird von zwei großen Strömen – Südlicher Bug und Dnjepr – gespeist. Mykolajiv liegt an der Trichtermündung des Pivdennij Buh, Cherson wiederum am Beginn des Dniprodeltas. Diese beiden nahezu gleich großen Oblast’-Hauptstädte sind untereinander durch eine knapp 60 Kilometer lange, eingleisige Hauptstrecke verbunden. Auch hier decken die relativ vielen Passazirskij-Züge (meist Relation L’viv/Odesa – Krim) den geringen Nahverkehr der Fläche mit ab. In Kul’bakine, am Rande von Mykolajiv, vereinigen sich die Gleise von Mykolajiv Pas. und Vant.; zudem zweigt hier nach Süden die Nebenbahn nach Shovtneva ab. Die kurz darauf folgende Brücke über eine Bucht des »Oktober-Stausees« ist das einzig bedeutende Kunstbauwerk auf dem schnurgeraden Weg durch die Steppe bis kurz vor Cherson. Gerade heraus und dann nach Süden schwenkend verlässt das für den Güterverkehr existenzielle Gleis den Bahnhof Cherson zum Hafenbahnhof Cherson-Port. Im Nordosten der Stadt gabeln sich unsere Magistrale und die Strecke nach Snihurivka – Apostolove in einem Gleisdreieck zwischen den Stationen Putejs’ka, Cherson Pivn. und »km 185«. Hoch über dem Dnipro knickt die Hauptbahn an der Station Dniprovs’ka jäh nach Südosten ab. Nun folgt der markanteste Abschnitt: Etwa vier Kilometer lang ist die Kombination von Brücken und Dämmen über der Strom und dessen Schwemmland. Dann wird der Bahnhof von Cjurupyns’k erreicht, von dem aus sich eine sechs Kilometer lange Anschlussbahn in die gleichnamige Stadt erstreckt.

Die Zwei bedeutende Schienenwege führen auf die Krim. Von Nordosten her bündeln sich die Verkehrsströme von Zaporishshja über Melitopol’; zweigleisig und elektrifiziert führt diese Magistrale mit Hilfe von Dämmen durch das Faule Meer auf die Halbinsel. Unsere eingleisige und noch immer nicht elektrifizierte Strecke aus Cherson wird die Krim von Nordwesten her über die einzige schmale Landverbindung erreichen. Dass die unscheinbare, karge Steppe bis zur Landenge bei Vadym zu den wichtigsten militärischen Aufmarschzonen vergangener Jahrhunderte gehörte, wird beim Blick auf eine Übersichtskarte schnell klar: Stets ging es um den Besitz der Krim mit ihrem wichtigsten Hafen Sevastopol’. Denn wer den beherrscht, dem gehört das Schwarze Meer – so die zeitgenössische Faustregel. Wer nun, wie unsere Strecke, den Dnipro überwunden hat, passiert in der Gegend von Radens’ke und Velyki Kopani eines der seltenen Waldgebiete, um hernach in die weite, freie Steppe zu gelangen. Besonderheiten gibt es nun kaum. Bei Brylivka wird der Severo-Krymskij-Kanal überbrückt, der Dnjeprwasser aus dem »Kachovsker Meer« bezieht, die ganze nördliche Krim bewässert und erst bei Ostanino, kurz vor Kertsch, endet. Kanal und Bahn bleiben von nun an einander nahe. In Armjans’k kreuzen sie sich ein weiteres Mal; von Krasnoperekops’k bis zur Plattform km 19 zwischen Vojinka und Pacharivka verlaufen sie, inklusive Straße, nebeneinander. Unsere Strecke ist also über etwa 150 Kilometer so gut wie tischeben. Hier haben die klangintensiven 2TE10UT ihren Schnellzug-Auslauf. Die schmalste Stelle der Landenge südöstlich von Vadym ist gleichzeitig Direktionsgbsrenze zwischen der Odes’ka und der Prydniprovs’ka Zaliznycja der UZ. Da aber nur die Odessaer Eisenbahn unsere bevorzugten »Zehner« besitzt, kommt es hier zu Begegnungen mit 2TE116 aus Dshankoj, dem großen Bahnknoten der Krim. Da die zuständigen Depots Cherson und Dshankoj keine Dieseltriebwagen ihr Eigen nennen, sind die Nahverkehrszüge jeweils aus 6000 PS-Doppellok und mindestens sechs normalen »Klassen« gebildet. Wegen fehlender Drehscheiben bzw. Gleisdreiecke ist das besonders auf der Krim übliche Fahren mit nur einer Sektion nicht möglich. Täglich mittags kommt es in Vadym zum Treffen zweier solcher Personenzugpaare. Prym. 6571/72 Cherson – Vadym – Cherson sollte mit einer »UT«, Prym. 6752/51 Dshankoj – Vadym – Dshankoj mit einer Hundertsechzehner bespannt sein.

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Simferopol’ – Inkerman-1 – Sevastopol’ (97 km)

Weniger Worte kann man um die Überquerung des Krimgebirges machen, die durchaus den Höhepunkt unserer Streckenaufnahmen bilden wird. Bleiben wir jedoch zunächst auf dem Bahnhofsvorplatz von Simferopol’ mit seinem monumentalen, ur-russischen Empfangsgebäude. Beginnt doch hier die legendäre Fern-O-Bus-Linie über Aluschta nach Jalta. Leider wird dieser einmalige Betrieb mit seinen zugehörigen Nahverkehrsnetzen von Simferopol’, Aluschta und Jalta zum Reisezeitpunkt erheblich an Reiz eingebüßt haben. Konnte man noch bis vor kurzen sogar noch uralte Skoda-9Tr-Trolleybusse erleben, sollte bis Februar 2011 die gesamte Flotte auf 85 »Bogdan«-Neubaufahrzeuge umgestellt sein. Deshalb zurück an die Gleise.

Während die südlich von Simferopol’ nur eingleisige, elektrifizierte Strecke bis Bachtschisaraj zunächst noch durch offene Landschaft mit vielen Obstplantagen führt, geht es alsbald merklich bergan in das bewaldete Krimgebirge hinein. Plötzlich geht es meist in Hanglage steil hinab nach Inkerman-1. Die Trassierung machte hier zwei größere Brücken und vier Tunnels nötig. Über dem Ort Inkerman, der nahezu auf Meereshöhe liegt, entfaltet sich majestätisch die große Sandsteinwand mit den berühmten Felsenhöhlen. Durch dieses Areal windet sich das Streckengleis. Wegen der extremen Steigungen werden Güterzüge (VL8!) hier stets mit Vorlegelok gefahren. Die Passazirskij-Züge sind fest in der Hand der CS7-Doppelelloks. Die altehrwürdige CS2 und ihre Rekovariante sind hier allein zu schwach.

In einer Hufeisenkurve hinter Inkerman-1 ist ein Gleisdreieck angelegt, von dem man aus sowohl von Simferopol’ her als auch von Sevastopol’ nach Inkerman-2 gelangen kann. Dem schließt sich ein größeres, nur im Güterverkehr genutztes, nicht elektrifiziertes Netz an, das Stichstrecken zur Kalksteingrube Kadykovskyj Karjer, nach Zolotaja Balka sowie über Sevastopol’ Tovarnyj nach Kamyschovaja Buchta aufweist. Reisezüge fahren jedoch elektrisch von Inkerman-1 weiter nach Sevastopol’ (Pass.), wo sich neben einem großzügigen Bahnhofsgebäude am Gleisende eine kleine Lokeinsatzstelle mit einem nach dem Krieg wiederaufgebauten alten Lokschuppen befindet.

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Anmerkungen

Die Ukraine ist ein Agrar- und Industriestaat der mehr und mehr zerfallenden Gemeinschaft Unabhängiger Staaten (GUS). Die wirtschaftlichen Verflechtungen mit Russland sind nach wie vor sehr eng.

Der größte Flächenstaat Europas, ist ein sprachlich zweigeteiltes Land. Während man im Osten und auf der Krim Russisch spricht (oft mit dem typischen »h« statt »g«) und sich dem russischen Brudervolk besonders verbunden fühlt, ist im Westen Ukrainisch Landessprache, das dem Russischen, dem Slowakischen und dem Polnischen eng verwandt ist. Russisch wird dennoch überall verstanden, viele junge Leute haben gute Englischkenntnisse. Dem ganzen Lande eigen ist die herzliche Gastfreundlichkeit seiner Bewohner.

Seit dem Zerfall der Sowjetunion und der Unabhängigkeit hat sich das Land enorm entwickelt. Anders als in vielen anderen europäischen Ländern wurde besonders in die Leistungsfähigkeit des Schienennetzes investiert. Durch die schwere Wirtschaftskrise der letzten Jahre ist das Erneuerungsprogramm bei den Eisenbahnfahrzeugen jedoch etwas ins Stocken geraten. Die touristische Infrastruktur ist gerade auf der Halbinsel Krim auf hohem Niveau. Im Hinterland wird westlichen Touristen nicht immer der gewohnte Standard geboten (z.B. Toiletten/Waschgelegenheiten außerhalb des Hotelzimmers).

Die Kriminalitätsrate in den Städten und in der Nähe von Grenzen ist ähnlich wie in den westlichen Ländern. Auf dem Lande ist das Reisen angenehm und problemlos. Trotzdem sollten Sie auf Ihre persönlichen Dinge, insbesondere auf die Fotoausrüstung, ein wachsames Auge haben.

Die Eisenbahnfotografie ist in der Ukraine ein weitgehend unbekanntes Hobby. FarRail Tours hat die Genehmigungen das Fotografieren und Filmen in Bahnhöfen und an Strecken. Eine generelle Garantie für diese Besuche kann aber wegen der Möglichkeit des Widerrufs durch örtliche Entscheidungsträger nicht gegeben werden. Auf größeren Bahnhöfen sind, wie auch in Deutschland und in anderen europäischen Ländern, stets Streifen der Bahnpolizei im Einsatz. Hier empfiehlt sich beim Fotografieren und Filmen das Beieinanderbleiben der Reisegruppe. Den Anordnungen der lokalen Behörden ist unbedingt Folge zu leisten.

Das Erfassen von Fabrik- und Rahmennummern der Lokomotiven kann auf Unverständnis bei Eisenbahnern und Bahnpolizei stoßen.

Das Erkunden von Werks- und Anschlussbahnen ist nur von öffentlich zugänglichen Orten aus gesichert. Besuche von Werkbahndepots innerhalb geschlossener Werksbereiche (Ordzonikidze, Marhanec’) sind von FarRail Tours und deren Partnern bei den Firmen beantragt, können aber nicht garantiert werden. Entscheidungen hierzu werden zeitnah getroffen.

Die Reise ist mit Vollverpflegung organisiert. Da wir manchmal, je nach Fahrtverlauf, keine Möglichkeit haben, regelmäßige Essenszeiten einzuhalten, können Frühstück und Mittagessen in abgepackter Form gereicht werden, oder wir entscheiden spontan unterwegs einen Halt an einer Grill-Bar einzulegen. Während der Busfahrten schenken wir heiße Getränke aus; hierzu empfiehlt sich das Mitbringen von geeigneten Kaffeebechern oder Blechtassen bzw. Besteck. Das Abendessen wird stets im (Hotel-)Restaurant serviert.

Das Bezahlen mit Kredit- oder EC-Karte ist nur fallweise möglich. Das Einlösen von Reiseschecks ist zwar auf einigen Banken möglich, jedoch sehr zeitraubend und daher im Rahmen unseres Programms nicht praktikabel. Hingegen ist es auf größeren Bahnhöfen und in Städten möglich, Weltwährungen, wie Euro, US-Dollar, Pfund Sterling oder Schweizer Franken in Wechselstuben (»obmin valut«) zum Tageskurs umzutauschen.

Die Stromversorgung ist sicher (220 V, 50 Hz). Adapter für Steckdosen sind nur selten erforderlich. Die Abdeckung mit Mobilfunknetzen ist nicht nur im Umkreis größerer Städte gesichert. Beachten Sie bitte die Roaming-Gebühren, die Sie auch beim Empfang von Gesprächen an Ihren Provider zu entrichten haben.

Für die Einreise in die Ukraine benötigen die Bürger vieler europäischer Staaten kein Visum mehr. Dennoch ist ein noch mindestens sechs Monate gültiger Reisepass nötig.

Reisende benötigen eine von der Ukraine anerkannte Reisekrankenversicherung. Ein Internet-Ausdruck wird in der Regel nicht akzeptiert. Bitten Sie Ihre Versicherungsgesellschaft um eine Bestätigung des Versicherungsscheins mit Stempel und Unterschrift.

Es sei ausdrücklich auf die Gefahren des Eisenbahnbetriebes hingewiesen. Eine Warnweste gehört daher unbedingt mit ins Gepäck; auf Weisung ist diese anzulegen. Vorsichtigen Menschen sei der Abschluss einer Auslands-Unfallversichrung empfohlen. FarRail Tours und Partner haften in keinem Fall bei Unfällen und sonstigen Schäden.

Die Reiseleitung beginnt am 17.09.2011 in Berlin Ostbahnhof und endet am 30.09.2011 in Berlin Ostbahnhof. Die Reise beginnt aber erst in Kiew und endet auch dort. Fahrkarten für die Zugfahrten zwischen Berlin Ostbahnhof Kiew Pass. (Kiew) bzw. Simferopol’ und Berlin Ostbahnhof zum Normalpreis und die dazugehörigen Bettkarten (UIC-Standard, Dreibett-Abteil) können von FarRail Tours gebucht werden. Individuelle Vergünstigungen (Freifahrtscheine, FIP-Karten etc.) können hierbei nicht berücksichtigt werden.

Wenn Sie es wünschen, beschafft Ihnen FarRail Tours alternativ zur Bahnfahrt zwischen Berlin und Kiew Flüge zwischen ihrem Wunsch-Flughafen und Kiew.

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Preis

Die Preise gelten von Kiew bis Simferopol’ (Land only).

Ukraine
Gegenkolben-Power und die Krim 11 bis 25 Teilnehmer 1.810 Euro
17.09.2011 – 30.09.2011 Einzelzimmerzuschlag 315 Euro
Anmeldeschluss: 18.05.2011

Fahr- und Bettkarten Berlin Ostbahnhof – Kiew Pass. (Kiew) bzw. Simferopol’ – Berlin Ostbahnhof (2. Klasse Normalfahrpreis/Dreibettabteil UIC-Standard) können über FarRail Tours zu einem Preis von 285 Euro gebucht werden.

Im Preis enthalten sind:

Nicht im Preis enthalten sind:

Gotha-Straßenbahn in der Ukraine

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