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Die gute alte Zeit

Bis zum April 2008 benutzte ich eine analoge Nikon F100 und den Vuji Chrome Velvia 50 (den originalen, nicht den Nachfolger). Mit den Ergebnissen war ich sehr zufrieden, jedenfalls von der technischen Seite her. Fotografische Fehlleistungen sollen hier mal außen vor bleiben ...

Nun begab es sich, dass ich beim Überqueren von Gleisen mit dem Stativ an einer Schiene hängen blieb und das Stativ samt Kamera mit Teleobjektiv den Schotter küsste. Schwere Schäden am Stativ und ein aus dem Kameraboden der F100 herausgerissenes Stativgewinde waren das Ergebnis. Nicht, dass die Nikon F100 mit dem herausgerissenen Gewinde nun versagt hätte, nein, sie arbeitet nach wie vor einwandfrei. Aber ich benutze nun einmal sehr oft ein Stativ, weil meine Hände nie so ruhig sein können, wie ein Manfrotto-Dreibein. Dämmerungs- und Nachtaufnahmen ohne Stativ sind mit 50 ASA gänzlich hoffnungslos. Also brachte ich die Kamera zur Reparatur, wo mir der das Wort Kulanz nicht kennende Nikon Service (man hatte bislang ja nur eine gute vierstellige Summe an mir verdient) nach einer Woche offenbarte, dass die Reparatur über 200 Euro kosten würde. Für diese Aussage berechnete man mir die regulären 29 Euro. 200 weitere Euro in eine Kamera zu investieren, die einige hunderttausend Verschlussvorgänge abgewickelt hat, dazu im Wüstensand wie bei minus 35 Grad, im Regen wie in dickster Stahlwerksluft getrotzt hatte und dabei nie versagte, schien mir nicht angezeigt. Also borgte ich mir für die nächste Reise eine F100 bei einem Freund.

Auf dieser Reise hatte jemand der Teilnehmer eine Nikon D300 dabei. Die Probe aufs Exempel bot sich an: Kamera auf ein Stativ geschraubt, das gleiche Motiv angepeilt, die gleiche Belichtungszeit und ein Vergleichsbild digital wie auf Fuji Provia 100F. Der Filmstreifen wurde dann im Format von über 45 x 30 cm bei 300 dpi gescannt und neben das digitale Ergebnis gehalten. Oha – digital konnte zwar bei der Bildgröße absolut nicht mithalten, aber die Auflösung, Schärfe und Schattenzeichnung war definitiv besser als beim Dia. Die Aufnahme entstand übrigens an einem regentrüben Morgen. Daher auch der 100er Film.

Nikon F100, Fuji Provia 100F, etwas heruntergerechnet um die selbe Größe des D300-Maximums zu erreichen
Nikon D300, Active D-Lighting normal, 100 ASA, maximale Auflösung

Nun nahm ich irriger Weise an, dass es Zeit sei, sich nach einer digitalen Kamera umzusehen. Das Angebot war groß und unübersichtlich. Ich las Dutzende Testberichte die schließlich darin mündeten, dass eine Kleinstbild- oder ¾-Chipkamera nicht infrage käme. Schon das Kleinbildformat kann ja gegenüber dem Mittelformat hinsichtlich der Linienführung kaum befriedigen, wie sollte es da erst werden, wenn das Normalobjektiv 35 mm statt 50 mm hat? Es kam also nur ein sogenannter Vollformatsensor in Betracht. Die Auswahl bei Nikon war seinerzeit in diesem Bereich sehr bescheiden: lediglich die Nikon D3 hatte einen solchen Sensor. Und die Kommentare zu dieser Kamera überschlugen sich förmlich, als hätte Nikon gerade Amerika entdeckt! „Dump your D2x now!“ (Schmeiß deine D2x jetzt weg) riet einer der geschätzten Kommentatoren. In der Tat, der Ergebnisvergleich zwischen D2x, dem vor-D3 Topmodell von Nikon, und der D3 ließ kein Zweifel daran, dass die D3 haushoch überlegen war. Nur, hatte nicht Nikon vor zwei Jahren mit der Nikon D2x getönt, als hätten sie gerade Amerika entdeckt??? War die Nikon D2x nicht damals der Stein der Weisen? Nun nur noch Elektronikschrott? Fortgeschrieben heißt das auch, dass die ach so tolle D3 in zwei Jahren ein Ladenhüter bei ebay sein würde, weil sie gegenüber der kommenden Nikon D4 wohl nur – ja eben ein Ziegelstein Elektronikschrott sein würde. Wie es der Zufall so will – just einen Tag nachdem ich meine Order zum Erwerb dieser Nikon D3 getätigt hatte erhielt ich eine Email aus England, ob ich denn schon von der neuen Kamera gehört hätte, die Nikon demnächst herausbringen werde? Ich wusste, dass die Nikon D3 allein mit der Ankündigung einer neuen Kamera deutlich an Wert verloren hatte. Das fing ja gut an!

Nachdem nun mehr und mehr Leute die digitale Technik für sich entdeckten und von den galaktischen neuen Möglichkeiten schwärmten, die diese Technik böte, wuchs der psychologische Druck, sich die neue Technik zumindest einmal anzusehen. Wenn ich einen Film wechselte, kamen Kommentare wie: „Moment mal, kann ich das noch einmal sehen? Ja, ich erinnere mich, mein Großvater hat so etwas auch einmal gemacht – im Museum bei einer Vorführung von Technik seiner Großväter ...“

Nach einigen Nächten Schlaf über die Entscheidung, nach sorgfältigem Zählen der Taler auf dem Konto, nach Konsultation von befreundeten Digitalfotografen und nach langer Internetrecherche fiel dann die Entscheidung: durch den schwachen Dollar konnte man die Kamera in den USA für rund 1.000 Euro weniger kaufen, als in Deutschland. Also rief ich dort an, orderte die Kamera, ein Freund brachte sie von den USA nach Peking, wo ich sie wenige Tage später in der Hand hielt*. Ich hätte sie fast fallen gelassen, doppelt so schwer wie eine Nikon F100! Und riesig dazu. Ein Ziegelstein eben. Das Handling erwies sich als unkompliziert, auch wenn einige Knöpfe und Schalter mehr als an allen Kameras, die ich zuvor benutzte, zur Verfügung standen. Frisch drauflos fotografiert! Das Allererste, was mir auffiel, oder besser nicht auffiel, war, dass es überhaupt nicht aufregend war, mit diesem Teil zu fotografieren. Wenn man sich ein neues Auto kauft, dann sind die ersten Runden immer eine neue Erfahrung; hatte ich bisher von Praktika MTL3 auf BX „upgegradet“, später auf Nikon F301, F801, F90 und F100, immer war da ein Gefühl, dass man etwas Neues, Tolles in der Hand hielt. Diesmal gar nichts, das Ding fotografierte auch nur, obwohl es im Volumen und Gewicht drastisch zugenommen hatte. Die Aufnahmen waren nach wie vor nur so gut wie der Fotograf hinter der Kamera. Die neue Technik verleitete dazu, mehr zu fotografieren, einfach draufzuhalten und hinterher zu löschen. Sie verleitete dazu, sein Gehirn und seine Augen einfach auszuschalten und erst mal draufzuhalten, dann auf den Monitor zu gucken – und dann zu löschen oder auch nicht. Bessere Bilder entstehen dadurch kaum. Anders ausgedrückt, selbst eine massive Investition in Kameratechnik kann das Unvermögen des Fotografen nicht ansatzweise ausgleichen. Entweder man sieht ein Motiv, oder man sieht es eben nicht. Die Umsetzung ist Handwerk. Ja, die Nikon D3 erweitert den Spielraum. Nein, wirklich, bei schlechten Lichtverhältnissen kann man wesentlich flexibler reagieren. Nachts auf der Autobahn aus dem fahrenden Bus wahlweise mit 12.000 oder 24.000 ASA ein paar Bilder machen – kein Problem. Nun rotieren diese Bilder auf meiner Festplatte herum – brauchen tue ich sie nicht.

Nikon F100, Fuji Velvia 50, nicht herunter gerechnet
Nikon D3, Active D-Lighting, normal, 100 ASA, maximale Auflösung

Am Ende der ersten Reise musste ich feststellen, dass ich nicht ein wesentliches Bild gemacht hatte, was meine gute alte Filmtechnik nicht gebracht hätte. Viiieeel Geld für keinen wirklichen Nutzeffekt war das Resümee. Aber es wurde schlimmer, viel schlimmer. Mit fällt es schwer, an einer Stelle anzufangen, denn es ist frustrierend. Ein Filmzitat fällt mir ein: „Ich bin mit der Gesamtsituation unzufrieden.“

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Kapitel A: Staub

Fangen wir an beim Staub. Jede Zigarettenschachtel wird heute mit einem Slogan wie „Rauchen kann tödlich sein“ oder so ähnlich gekennzeichnet. Auffällig und markant. Aber nicht so bei Digitalkameras. Dort gehört nämlich ein dicker Warnhinweis auf die Verpackung und die Kamera: Achtung: Nur für die Verwendung in Reinsträumen, staubfreien Studios sowie im Vakuum geeignet! Nicht so bei Nikon. Auf Seite 395 von 444 (ja, die Nutzung aller Möglichkeiten der Kamera erfordert so etwas ähnliches wie ein Studium) findet erstmals Erwähnung, dass Staub auf dem Low Pass Filter auf den Aufnahmen sichtbar sein könnte. Nikon empfiehlt, dass der Low Pass Filter (das ist ein Filter vor dem Sensor) ausschließlich vom Nikon Servicepersonal gereinigt werden solle. Tolle Idee: Man steht also im Stahlwerk von Baotou und hat das Objektiv gewechselt. Ohhh – ein erstzunehmender Fehler, wechseln sie niemals das Objektiv wenn sie sich nicht in einem Reinstraum, in einem staubfreien Studio oder im Vakuum befinden – aber diese Information hatten wir ja schon. Also sie haben es nicht lassen können, und das Objektiv gewechselt. Wie kann man nur? Nun, da das Kind schon in den Brunnen – ähh der Staub und was sonst noch so herumfliegt schon auf den Filter gefallen ist, hilft laut Empfehlung also nur, ein Flugzeug oder den Nachtzug zum nächsten Nikon Servicepoint (also z. B. Shanghai – ich hoffe da gibt es so was – Vietnam hat zum Beispiel gar keine Nikon Servicewerkstatt in der Hauptstadt) zu wählen. Dort gibt man die Kamera zur Reinigung. Unter der Annahme, dass gerade ein Werktag ist, man nicht warten muss und auch die Flugtickets sofort verfügbar waren, verliert man also nur die Winzigkeit von ein oder zwei Tagen. Wohlgemerkt nach jedem Objektivwechsel unter Stahlwerksbedingungen. Die Reinigung, in Berlin ausgeführt kostet auch nur knapp 35 Euro, mit Spiegelkasten 48 Euro. Ein Mal Objektiv wechseln zu 48 Euro bitte! Plus Flugticket plus Zeit plus ...)

Das ist jetzt sicher etwas überspitzt. Natürlich sagt Nikon (auf Seite 396) auch, dass man mit einem Blasebalg den Staub beseitigen kann. Ja, und Nikon sagt sogar, dass es Staub geben kann, der beim Objektivwechsel auf den Filter gelangen könnte (S. 397). Dort steht auch, dass unter gewissen Umständen der Staub sogar an dem Filter haften bleiben könnte. Also, es muss schon ganz ungünstig zugehen, dass daraus ein Problem erwachsen könnte. Aber man könne seine Kamera natürlich immer zum Nikon Service bringen oder aber mit der Software „Capture NX“ (diese kann man extra erwerben) diesen Staub nachträglich aus dem Bild wegrechnen. Auf Seite 397 ist das Problem Staub beendet.

Nikon D3, Active D-Lighting on normal, Nikon 2,8/80-200, 1/500 s, Blende 10, -0,7 EV

Nicht so im wirklichen Einsatz! Nachdem das Problem schon am dritten Tag sichtbar und am zehnten Tag unerträglich wurde, musste ich etwas unternehmen. Ich holte Rat bei den Digitalbenutzern ein. Ich suchte Rat im Internet. Schock! Das Problem wurde in deutschen wie englischsprachigen Foren heiß diskutiert, anscheinend hatte sich schon eine ganze Zubehörindustrie um den Staub auf dem Sensor herum gebildet. Das Problem beherrschte manche Diskussionen! Schön zu wissen, dass man mit seinem Problem nicht allein ist. Schlecht zu wissen, dass man für einen Stapel gebündelter Geldscheine ein Produkt erhalten hatte, was intensiver Pflege bei möglichst geringer Nutzung bedarf, was einfach nicht geländetauglich war. Ratschläge überströmten mich. Kostproben:

  1. Niemals ein Objektiv wechseln. („Also ich nehme da das 18 – 200 mm, das deckt ja nun wirklich alle Bereiche ab“ – wir reden jetzt nicht von der möglichen Blende, die Abbildungsleistung des 2,8/80-200 wird auf jeden Fall von diesem DX (also Dreiviertel- oder Halbformat)-Objektiv nicht erreicht).
  2. Kamera für den Objektivwechsel grundsätzlich ausschalten.
  3. Kamera beim Objektivwechsel nach unten halten
  4. Kamera in eine große Plastiktüte stecken und das Objektiv in dieser Tüte wechseln.

Wer weiß, dass bei bestimmten Aufnahmen wenige Sekunden über Gelingen oder Verpassen entscheiden, kann nachvollziehen, wie sehr hilfreich alle diese Tipps sind. Fakt ist: es muss schnell gehen und sicher sein. Alles andere wäre ein Rückschritt.

Tipps für die Reinigung des Sensors gab es auch. Wie gesagt, die Industrie wusste längst, dass sie ein an sich unausgereiftes Produkt verkauft und hat dem Gebeutelten dafür allerlei Hilfsmittelchen zur Verfügung produziert. Bis hin zu einem kleinen Staubsauger (druckluftflaschenbetrieben) reicht das Sortiment. Jeder empfahl etwas anderes.

Ich entschied mich für die Firma „Visible Dust“, die ein Set aus kleinen, mit Lappen umwickelten Plastikstäbchen und einer Reinigungsflüssigkeit anbot. Kostenpunkt: rund 60 Euro. Für 12 Reinigungen. 1 Mal Objektivwechsel zu 5 Euro bitte ... (ich übertriebe ein wenig, das sei mir vergönnt).

Nunmehr verkürzte ich auf meiner nächsten Reise meine ohnehin nicht allzu langen Nächte mit den teils fruchtlosen, teils erfolgreichen Reinigungsversuchen mit diesen sogenannten Reinigungspads. Aber das konnte ja nicht die Lösung sein. Ein „Puster“ musste her. Ausgeborgt – gepustet – und die Anzahl der Staubkörner auf dem Low Pass Filter rund vervierfacht! Also wieder feucht mit diesen Pads den ganzen Schlamassel beseitigt, so gut es eben ging.

Wieder zurück habe ich nach weiteren fruchtlosen Stunden in verschiedenen Internetforen Nikon angeschrieben. Man antwortete schnell und sagte mir, ja, Staub ist ein wirkliches Problem bei der Digitalfotografie, das hat nichts mit der Nikon D3 zu tun, das sei generell so. Aha, wenigstens sagt das mal jemand. Dann gab es zahlreiche Tipps und Tricks, die aber alle darauf hinaus liefen, dass man viel Zeit Geduld und eine möglichst staubarme Umgebung zur Verfügungen haben müsse. Man kann das durchaus alleine reinigen, aber man sollte sehr vorsichtig sein. Nach einem 16-Stundetag, wie er auf meinen Reisen für mich durchaus vorkommt, keine angenehme Vorstellung, den Schlafanteil weiter zu reduzieren. Naja, was tut man nicht alles, nur um auf der Höhe der Zeit zu sein?

Man sagte mir auch, ich brauche das nicht so ernst zu nehmen, bei den normalen Arbeitsblenden sähe man den Staub ja nicht. Nun, ich sehe ihn sehr deutlich in meinen Aufnahmen, auch wenn ich nur mit einer Blende von 6,3 fotografiert habe. Die Staubflecken sind dann nicht so klein und dunkel wie bei Blende 22, sondern eben größer und nur grau. Danke!

Andere wiederum meinten, beim Film habe man ja auch mal Staub drauf gehabt oder Kratzer. Ja das stimmt. Aber nicht über 20 Filme in Folge! Es sind mal ein, mal fünf Bilder betroffen, bei Sandsturm in der Wüste auch mal zwei Filme. Aber bei Digital ist JEDE Aufnahme davon betroffen. Von der ersten bis zur letzten, bei meiner Zimbabwe Reise eben über tausend Bilder (nur der Nikon Service vermochte es nach der Tour, zwei extrem haftende Partikel vom Low Pass Filter zu entfernen). Jedes Bild, was man sich später einmal ansehen möchte, muss man zuvor bearbeiten. Das kostet Zeit, wenn man es richtig macht, viel Zeit.

Zusammen mit einem erfahrenen Nikon D2x-Nutzer habe ich versucht, den Sensor (jaja, genaugenommen nur den Low Pass Filter) zu reinigen. Nach einer 30-minütigen Sitzung gaben wir auf! Die staubbedingten Bildpunkte waren noch immer auf dem Sensor, auch nach einer Nassreinigung!

Von einem Freund wurde mir ein Digitalexperte empfohlen. Zwei Stunden für 50 Euro. OK, muss man ja mal versuchen. Er schleppte eine gewichtiges dreidimensionales Mikroskop mit. Damit blickten wir auf den Sensor und sahen Gebirge von Dreck. Dieser ließ sich weder unter Einsatz von Druckluft noch mit Feuchtüchern beseitigen. Der Experte meinte, dass ich wohl bei meinen Einsätzen mit der Digitaltechnik nicht glücklich werden würde. Möglicherweise seien die Partikel durch die Nassreinigungen so in den Filter eingedrückt, dass dieser bereits beschädigt sei. Der Filter wird mit dem Sensor in Reinsträumen montiert, man kann den Filter nicht allein ersetzen, der Sensor muss immer mit ersetzt werden, Kostenpunkt: um die 1.200 Euro.

Beim danach aufgesuchten Nikon Service wurde der Sensor richtig gereinigt. Er war nicht beschädigt, nur mit hartnäckigem Schmutz behaftet. Wo der nur herkommen mag?

Das Staubproblem ist bis heute nicht gelöst. Ich hätte mir gewünscht, dass dieses Problem vor dem Kauf der Kamera zu mir durchgedrungen wäre. Bei den Einsätzen, die ich habe, wäre das ein ganz großes Alarmsignal gewesen, es nicht zu tun.

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Kapitel B „Verlorene Lichter“

Ja, man muss ein paar neue Vokabeln lernen, wenn man mit neuer Technik zurecht kommen will. Sogenannte verlorene Lichter sind die Partien im Bild, die überhaupt keine Zeichnung mehr aufweisen, wo alle Werte auf Null stehen. Bei Digitalaufnahmen gerne genommen für Wolken, Dampf und spiegelnde Flächen, nur um ein paar Beispiele zu nennen. Im Gegensatz zum Film kann die Digitaltechnik der D3 den Kontrastumfang vieler Motive nicht einfangen und man muss sich entscheiden zwischen durchgezeichneten Schatten oder durchgezeichneten Lichtern. Natürlich gibt es auch hier wieder Lösungen, wie man dieses Manko der Technik ausgleichen kann.

Variante 1) Sie haben viel Zeit beim Fotografieren (entfällt natürlich bei die Art der Fotos, die ich mache). Und, bevor ich es vergesse, sie haben trotz des Kaufs der Nikon D3 immer noch genügend Geld. Dann kaufen Sie sich ein Verlaufsfiltersatz zu schlappen 500 bis 600 Euro und stellen diesen für jede Aufnahme so ein, dass z. B. der Himmel mit minus ein bis minus drei Blendenstufen bedacht wird, während die dunkleren Partien der ermittelte Belichtung zuteil werden. Natürlich passt sich der Filter nicht einem Gebirgszug an, im Flachland funktioniert er aber leidlich. Man sieht es zwar, aber man kann das hinterher so bearbeiten, dass das Bild fast übernatürlich aussieht und mit einem dramatischen Himmel daher kommt. Dieser Filtersatz nützt nichts, wenn man die hellen Punkte, z. B. Spiegelungen irgendwo in der Bildmitte hat. Aber bei heftigen Spiegelungen war auch der Film oft überfordert.

Variante 2) Sie haben viel Zeit, nachdem Sie fotografiert haben (entfällt natürlich bei der Arbeit, die ich mache). Sie belichten die Aufnahme etwa 0,7 bis 1,5 Blendestufen unter und hellen am Computer die nun unterbelichteten Teile des Bildes wieder auf. Dieses Aufhellen bzw. auch Abdunkeln von bestimmten Partien verändert natürlich auch den Kontrastumfang in den bearbeiteten Teilen. Das kann man nur bis zu einem gewissen Grad machen, dann wirkt das Bild unnatürlich.

Auf jeden Fall brauchen Sie Zeit. Die brauchen Sie sowieso, wenn Sie digital fotografieren und wirklich gute Bilder erzeugen wollen.

Die Variante 3 geht nur bei unbewegten Objekten gut und soll daher hier nicht weiter in Betracht gezogen werden: man macht von einem Motiv mehrere Bilder mit unterschiedlicher Belichtung und legt diese Bilder dann am Computer (die Nikon D3 kann das teilweise auch in der Kamera) übereinander. Man erhält einen gigantischen dynamischen Umfang des Bildes, besser als jeder Film das könnte. Problem: meine Motive bewegen sich, und man braucht natürlich auch wieder Zeit, um ein solches Foto zu erschaffen.

Nikon D3, 200 ASA, 0,3 EV unterbelichtet, Active D-Lighting on normal

Nikon D3, 200 ASA, 0,3 EV unterbelichtet, Active D-Lighting on normal - beim Himmel können Sie hier nichts, aber auch gar nichts mehr "herausholen" Selbst der tiefblaue Abschnitt kommt nur ganz zaghaft bläulich.

Die eigentliche Entdeckung war aber, dass der dynamische Umfang der Aufnahme geringer ist, als bei Filmen. Das hat mich überrascht. Viele meinen zwar, man kann immer noch etwas aus einem Bild „herausholen“ aber es bleibt dabei, dass nichts über eine richtig belichtete Aufnahme geht.

Im Grunde genommen liefert die digitale Fotografie immer eine „Bastelvorlage“, aus der dann mit viel Zeit und Geduld ein gutes Foto herausgearbeitet werden kann. Beim Fotografieren auf Film muss ein Großteil der „Bildbearbeitung“ vor dem Betätigen des Auslösers passieren, beim Digitalbild kann es danach geschehen. Natürlich, ein eingescanntes Dia können Sie auch nach Herzenslust manipulieren. Aber Sie brauchen immer Zeit dazu.

Der Weißabgleich ist eigentlich auch ein Thema für sich. Hoch geschätzt von einigen Digitalfotografen, für mich aber widersprüchlich. Ich habe nicht vor jeder Aufnahme die Zeit, mich um die Lichttemperatur zu kümmern. Belasse ich es bei der empfohlenen Automatik, variieren die farblichen Ergebnisse binnen Sekunden, ohne dass sich das Licht geändert hätte. Nun kann man den Farbabgleich auch manuell anpassen. Aber was macht man, wenn man keine Zeit dafür hat? Oder wenn Wolken und Sonne wechseln? Konzentriert man sich auf das Motiv oder doch lieber auf die vielen Zauberknöpfe der Kamera? Dann kommen die, die eben noch den Weißabgleich so toll fanden und sagen, es ist ja gar nicht wichtig, wie der Weißabgleich eingestellt wurde, man kann es ja alles am Computer hinterher berichtigen. Das kann ich mit einem eingescannten Dia auch, brauche ich in 99 % der Fälle aber nicht. Er stimmt einfach auch so. Gelbes Glühlampenlicht ist gelb, Sonneuntergänge sind orange und die blaue Stunde ist blau. Ohne auch nur an einem Knopf gedreht zu haben.

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Kapitel C Farbübergänge

Das ist eine herbe Enttäuschung, die ich einstecken musste: Die Nikon D3 ist nicht in der Lage, Farbübergänge so weich und unmerklich nachzubilden, wie der Velvia 50. Man hat bestimmte Farbstufen, die noch schlimmer sichtbar werden, wenn man das Bild elektronisch nachbearbeitet. Hier habe ich noch keinen Hinweis bekommen, wie man das vermeiden könnte oder hinterher herausrechnen kann. Die einzige Lösung wäre, wieder einen Film in die Kamera einzulegen.

Dies ist ein 100% Ausschnitt des obigen Bildes. Für mehrere 1.000 Euro erwartet man einfach mehr.

Nicht, dass man mich falsch versteht, bei den meisten anspruchslosen Bedingungen hat man dieses Problem nicht. Für die normale Knipsrunde beim Ausflug für das Familienalbum reicht die Kamera durchaus, aber da tut es auch eine der Scheckkartenkameras, dazu muss man keinen Klotz mit sich herumschleppen.

Vielleicht hat meine Kamera aber auch nur ein technisches Problem und bei anderen Kameras tritt das nicht auf. Fragen sie wieder ihren Nikon Service, für nur 29 Euro (plus zweimaliger Anfahrt) sagt er Ihnen bestimmt, ob es ein Problem an der Kamera ist oder ein allgemeines Problem, das den digitalen Kameras innewohnt.

Ich gebe zu, dass das Problem nicht so offensichtlich ist und wohl in vielen Fällen toleriert werden kann. Manche werden sich fragen: Ja, was will der Herr denn mit seinen Bildern alles machen, hauswandgroße Vergrößerungen oder wie? Sie haben Recht und auch wieder nicht. Ich erwarte einfach von einem so extrem teuren Gerät, dass es zumindest das kann, was der vor rund 15 Jahren entwickelte Fuji Chrome Velvia 50 auch kann.

Übrigens habe ich bei meinen Internetrecherchen auch viele Anleitungen und Hinweise gefunden, wie man einem – an sich ja recht flauen – Digitalbild den Velvia-Effekt der gesättigten Farben beibringt. Es ist ja nicht damit getan, den Schieberegler „Sättigung“ einfach nach rechts zu schieben, es soll ja auch natürlich aussehen. Warum machen sich die Leute das nur so schwer? Man geht einfach in den Fotoladen und sagt: 20 Velvias bitte. Das ist alles, geht viel schneller, als bei den Bildern hinterher stundenlang am Computer einen Velvia künstlich nachahmen zu wollen. Ist nur nicht ganz so hipp, wie herumzupixeln. Fakt ist, und ich werde das jetzt nicht zu einem neuen Kapitel verarbeiten, obwohl diese Würdigung durchaus angebracht wäre, von der Aufnahme bis zum befriedigend guten Bild brauchen sie durch alle Nachbearbeitungsschritte deutlich länger, als würden sie einfach ihr Dia scannen. Ich kann nicht nachvollziehen, warum manche Leute behaupten, dass würde länger dauern und man hätte viele Fusseln auf dem Scan. Ich jedenfalls habe so gut wie nie Fusseln auf einem gescannten Bild und wenn schon, ich könnte sie mit einem Pinsel einfach beseitigen. Digitaltechnik ist ein Zeitfresser, zumindest wenn man Ansprüche hat.

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Kapitel D Der Irrglaube Digitale Fotografie sei billiger als Film

Diesem Irrtum bin ich von vornherein nicht aufgesessen, obwohl an die hundert Mal in meiner Gegenwart wiederholt schon ein gewisser Gewöhnungseffekt auftrat. Dieser wurde allerdings beim Betrachten der Preislisten für ein Vollformatprodukt gleich wieder entschärft. Ich kann mit voller Überzeugung sagen, dass ein Digitalbild, ein gutes jedenfalls, keineswegs billiger ist, als ein gutes Dia.

Ich nenne drei Systemblitze von Nikon, zwei SB25, einen SB24, mein Eigen. Wer Nikon kennt weiß, dass diese Blitze gut, aber keinesfalls billig sind. Um genau zu sein, als ich sie gekauft haben, waren sie schweineteuer. Nun gut, diese Blitze haben sich im Laufe der Jahre sicher bezahlt gemacht, sie sind einfach gut. Und sie können alles, was man so braucht und auch nicht braucht. TTL-Steuerung, Stroboskopblitzen, veränderlicher Reflektoreinstellung usw. usf. Ahnungslos und nicht dem Studium der Bedienungsanleitung der dicken Nikon D3 hingebungsvoll drei Tage geopfert spannte ich also einen SB25 auf die neue Kamera. Das Ergebnis war erschütternd schlecht. Schnell bemerkte ich, dass die einzige Betriebsart, die noch funktionierte, die manuelle Einstellung war. Zurück zu den Ursprüngen der Fotografie sozusagen. Mit Blendendrehscheibe und Entfernungsbestimmung. Wie war das noch einmal Leitzahl ist gleich Entfernung durch Blende oder so – ach vergessen wir das, man kann ja auf dem Monitor nachsehen, wie das Ergebnis aussieht und dann der eben der fotografierten Person sagen: „Gucken sie doch bitte noch einmal genauso wie eben“ ... Warum in alles in der Welt musste für die digitalen Kameras ein neues Blitzsystem geschaffen werden? Die neuen Blitze haben die selbe Lichtausbeute wie die alten. Der Reflektor kann jetzt natürlich noch viel weitwinkliger eingestellt werden weil die Halbformatsensoren ja viel mehr Weitwinkel brauchen. Gut, aber man hätte doch die Computertechnik so auslegen können, dass man die alten Blitze mit ihren ganzen Funktionen weiter verwenden könnte. Sicher wird Nikon ein Bündel guter Gründe hervorbringen können, warum ein neues Blitzsystem vonnöten war, mir aber scheint es, es handelt sich um eine umsatz- und gewinnsteigernde Maßnahme. Für den digitalen Fotografen heißt das aber, eine vierstellige Zusatzausgabe (in Euro) zu tätigen, um wieder auf den alten Stand zu kommen. Summa Summarum hätte ich mir an die 200 Filme inklusive Entwicklung leisten können – oder aber eben Blitze, die die neue Kamera auch „versteht“.

Ein weiterer Kostenschub wäre das Filtersystem, die oben bereits erwähnten Gradationsfilter zur Vermeidung verlorener Lichter. Man sollte mit über 500 Euro für einen vernünftigen Filtersatz rechnen – und gleich noch ein Reinigungsgerät mitkaufen.

Das ist aber noch lange nicht alles. Meine 1,2 Terabyte Plattenkapazität füllen sich erschreckend schnell. Ich lösche nach jeder Tour die nicht benötigten Aufnahmen, sofern ich das auf meinen beiden Bildschirmen kann. Es ist nämlich verdammt schwierig, die richtige Aufnahme herauszufinden. Sie müssen nämlich ihren Bildschirm kalibrieren. Das ist nicht für ein paar Euro getan, sondern fängt bei mehreren hundert Euro an, wenn man es richtig machen will. Natürlich können Sie Ihren Bildschirm nicht so einfach kalibrieren. Sie brauchen den richtigen Bildschirm. Bei Flachbildschirmen sollte es einer mit einem guten = teuren Farbpendel sein. Das Kaufhausprodukt tut es meist nicht. Dann wäre da noch das Umgebungslicht. Sie können die Aufnahmen wohl kaum gleich beurteilen, wenn sie es einmal bei hellem Tageslicht und ein anderes Mal bei Nacht mit Kunstlicht im Raum tun. Mieten Sie sich doch einfach eine Raum, indem immer gleiche Lichtbedingungen herrschen. Kostet doch nix. Der gute alte Leuchttisch jedenfalls, der für seine 25 Euro immer gleichbleibende Bedingungen versprach, der ist Schnee von gestern.

Zurück zur Festplatte. Es reicht nicht, wenn Sie sich ein externes Laufwerk hinstellen. Es sollten schon zwei sein, möglichst noch von verschiedenen Herstellern. Zwei USB-Anschlüsse sollten natürlich frei sein. Die Platten mit großen Kapazitäten fangen im unteren dreistelligen Bereich an, das geht eigentlich noch. Über den Stromverbrauch reden wir mal nicht, der fällt hier kaum ins Gewicht.

Dann brauchen Sie natürlich noch einen Rechner, der die immense Datenmasse auch schnell genug verarbeitet. Mein Rechner, auf dem schon Bücher produziert wurden, wo mit Bilddateien von 50 MB herumhantiert wurde, hat nie Anlass zur Klage gegeben. Selbst bei umfangreichen Programmen wie Grafik- und Layoutprogrammen hat er immer schnell gearbeitet. Zeit, sich zwischendurch einen Tee zu brühen, gab es nie. Aber nun kommt die Nikon-Software ins Spiel. Haben Sie sich die richtige Software dazu gekauft (auch im dreistelligen Eurobereich), werden sie schnell feststellen, dass Ihr Rechner wohl doch nicht mehr auf der Höhe der Zeit ist. Die Umwandlung von 20 Bilder in ein Standard-Format (Nikon verwendet ein sogenanntes NEF-Format (NEF= Nikon Electronic Format), dass viele ältere Programme nicht lesen können) dauert eine geschlagene Stunde. Da hilft es nicht, das teurere Capture NX zu benutzen, auch dort dauert es ewig. Sie können in dieser Zeit an Ihrem Rechner so gut wie nicht arbeiten, weil die gesamte Systemleistung dafür verbraucht wird, aus dem NEF ein allgemein lesbares tiff oder jpeg zu machen.

8 Minuten für das Konfertieren zweier Bilder zu tiff Dateien!


Restdauer 138 Minuten ... Für die Übertragung der Bilder einer Reise von einer mobilen Festplatte auf die Festplatte des Computers.


Über eine Stunde für 13% - Das Backupüprogramm ist auch voll ausgelastet, wenn es von der internen Festplatte auf die externe Festplatte ein Backup machen soll. Fazit: Sie müssen unendlich viel Zeit haben, wenn Sie ordentlich digital arbeiten wollen. Oder einen ultraschnellen Rechner am Besten mit USB 8.5 (was es natürlich noch lange nicht gibt)

Ergo: Sie brauchen einen neuen Boliden, der in Punkto Arbeitsspeicher und Datenübertragungsraten auf dem allerletzten Stand ist – oder Sie haben unendlich viel Zeit. Sie brauchen überall viel Zeit, wenn Sie digital fotografieren. Das schon erwähnte Löschen von Aufnahmen verlangt, dass Sie sich alle Aufnahmen wenigstens einmal auf voller Bildschirmgröße ansehen. Sie können da nicht einfach durch die Aufnahmen durchklicken, jedes Bild braucht seine Zeit, bevor es am Bildschirm erscheint – oder Sie investieren eben weitere 500 Euro in einen neuen Rechner.

Wenn Sie dann die Bildverarbeitung im Capture NX machen und z. B. eine 66% Größe wählen, passt die im allgemeinen nicht auf den Bildschirm. Verschieben Sie nun das Bild, baut sich jedes Mal erst ein grobes Bild auf, das dann nach ein paar Sekunden zu einem scharfen Bild wird. Benutzer von Adobe Photoshop sind hier durch viel höhere Geschwindigkeiten verwöhnt. Ach ja Photoshop, Sie brauchen die neueste Version – machen sie schon mal ein paar Euro locker. Billig ist es nicht!

Die Digitaltechnik verlangt nach neuen Objektiven. Nicht unbedingt, aber wenn man schon so viel Geld ausgibt, um das optimale Ergebnis zu erzielen, dann kauft man sich auch gleich noch das neue Nikon 2,8/24-70 mm dazu. Auch das war nicht billig. Knapp 1.500 Euro wenn man es billig im Ausland gekauft und in Deutschland versteuert hat, schlagen da zu Buche.

Haben Sie einmal vor, Ihre Bilder anderen zu zeigen, dann wird es noch einmal teuer. Die Beamertechnik ist immer noch gewaltig teuer, wenn Sie denn ein anständiges Gerät haben wollen. Die Luft bei brauchbaren Beamern ist hauchdünn, und die Qualität der Darbietung ist immer noch nicht da, wo ein normaler Diaprojektor spielend hinkommt. Auf jeden Fall sollte man mit einem vierstelligen Betrag rechnen.

Alle diese Kosten für Rechnertechnik und Programme melden sich in gewissen Abständen wieder auf ihrem Konto. Diese Technik unterliegt einem hohen moralischem Verschleiß. Man hat auch mit der Digitaltechnik laufende Kosten, zwar in größeren Abständen, dafür aber richtige Beträge.

Natürlich kann man seine Bilder auch auf Diafilm ausbelichten (zurück zur Zukunft!). Aber das kostet je nach Anbieter zwischen einem und vier Euro – pro Bild. Überlegen Sie einmal, Sie hätten gleich einen Diafilm in die Kamera gelegt ...

Lange genug über zusätzliche Kosten rund um die digitale Kamera geredet, und dabei noch nicht einmal das externe, möglichst schockresistente Laufwerk erwähnt, was sich zum Sichern der Bilder unterwegs erforderlich macht. Der wesentliche Punkt, warum digital nicht billiger wird als Film ist, dass die Kamera rapide im Wert verliert, sobald Sie sie aus dem Laden getragen haben. Letztendlich führt das immer dazu, dass ein Urteil wie „Schmeiß Deine Kamera jetzt in den Müll“ auftaucht, wenn das Nachfolgemodell auf dem Markt erscheint. Bei den jetzigen Problemen mit der Digitaltechnik muss man einfach zum neuen Modell greifen und das alte billig verscherbeln. Man nimmt ja auch nicht den billigsten Film, wenn man eine teure Reise macht, warum sollte man dann bei der Digitaltechnik Abstricke machen? Eine Nikon FM2 war immer eine FM2, eine solide, gute Kamera, mit der man bei Bedarf durchaus Nägel in die Wand einschlagen konnte, die vor einem Sandsturm nicht kapituliert hat und die problemlos monatelang ohne Stromzufuhr auskam. Ihr Wiederverkaufswert (aber warum wollte man so eine Kamera schon jemals verkaufen) hat sich auch nach Jahren nicht wesentlich geändert. Die Digitalkamera unterliegt hingegen einem enormen moralischem Verschleiß. Man kann vermutlich auch nach Jahren noch gute Bilder mit ihr machen. Natürlich nie ohne die ihr anhaftenden Probleme los zu werden. Aber wer wird sich schon mit so etwas zufrieden geben, wenn er eine ungleich bessere Qualität mit dem neuen Modell erzielen kann. Der Retter der Kameraindustrie heißt Digitalkamera. Bis diese Technik soweit ausgereift ist, dass man sich jahrelang an seiner Kamera erfreuen kann, ohne neidisch nach den neuen Kameras schielen zu müssen, werden noch ein, zwei Generationen ins Land gehen. Und das freut Canon wie Nikon, Sigma und wie sie alle heißen.

Fazit: vergessen, Sie, dass eine Digitalkamera Geld sparen würde. Wenn Sie Wert auf hohe Qualität legen, sparen Sie überhaupt nichts, im Gegenteil Sie geben mehr Geld aus. Auch nach 10.000 Aufnahmen ändert sich nichts an dieser These.

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Kapitel E Sie haben weniger Fotogepäck

Wenn Sie mit Filmen ausziehen, zu fotografieren, dann tragen Sie eine gewisse Menge an Filmen mit sich herum. Aufpassen bei Röntgengeräten ist dem Digitalfotografen fremd, das ist sicher ein Vorteil. Aber mir wurde noch nie ein einziger Film durch Röntgenstrahlen beschädigt, und ich reise unzweifelhaft viel. Ein wichtiges Argument der digitalen Fraktion war immer, ich bräuchte die Filme nicht „mitzuschleppen“. Nun, schauen wir doch einmal heute in mein Fotogepäck ... Wir finden neben dem Ziegelstein namens Nikon D3:

  1. Ein Doppelladegerät (klobig) mit Kabel
  2. Ein USB-Kabel
  3. Ein Kartenlesegerät
  4. Ein Reinigungsset „Visible Dust“
  5. Ein Audiokabel
  6. Eine 444 Seiten dicke Betriebsanleitung
  7. Einen Ersatzakku
  8. Eine mobile Festplatte zum Sichern der Daten
  9. Einen zusätzlichen Universaladapter für die Steckdosen der Welt
  10. 4 Compactflash ® Karten

Alles zusammen kommt mir das genauso schwer vor, wie meine 30 bis 40 Filme, die ich immer mitgenommen habe.

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Kapitel F Warum trotzdem Digital?

Digital hat einige Vorteile, die sich mir hoffentlich noch erschließen werden. Wenn ich die erste Aufnahme gemacht habe, die ich als gut einstufe und die mit Film nicht möglich gewesen wäre, werde ich Sie informieren. Aber für den Moment kann ich nur dringend empfehlen, dass man seiner guten alten Kamera treu bleiben sollte, wenn man mit ihr zufrieden ist. Ich habe den Fehler gemacht, auf Digital umzustellen. Die ganze Lobhudelei für die Digitaltechnik hat meines Erachtens zur Hälfte zwei Gründe, die allerdings niemand gerne zugeben wird:

Wenn man schon soviel Geld auf den Tisch gelegt hat, dann wird man nur ungern zugeben, dass es eine falsche Entscheidung gewesen ist.

Wenn man bereits vor einigen Jahren eine digitale Kamera erworben hat, musste man eine so unvollkommene Technik ertragen, dass jedes neue Modell, was einige der digitalen Probleme beseitigen oder lindern konnte, als riesiger Erfolg zu feiern ist.

Wenn man schon soviel Geld auf den Tisch gelegt hat, dann wird man nur ungern zugeben, dass es eine falsche Entscheidung gewesen ist. Schauen Sie sich einmal einen D300-Farbübergang an. Ich habe das Bild aufgehellt, damit Sie auch an mittleren Bildschirmen erkenne können, was ich meine:

Nikon D300 originale Helligkeit
Nikon D300 aufgehellt 66 %

Im Vergleich dazu nimmt dich die Nokon D3 harmlos aus, aber erreicht immer noch nicht den Film (100%):

Und hier auf 66,7%:

Sie können das nur auf guten Bildschrimen erkennen.

Es gibt natürlich auch einige Leute, für die eine Digitalkamera ein Segen ist. Wer für die Presse arbeitet, muss Ergebnisse schnell zur Redaktion überspielen – viel einfacher mit digital, dazu sind die meisten Pressefotografien für den Moment und nicht für die Ewigkeit, einmal gedruckt und dann vergessen, da geht es nicht um ein paar Fussel auf dem Sensor, die Bildaussage muss in der Zeitung von Morgen sein, das ist alles. Verlorene Lichter interessieren da nicht, weiche Farbübergänge schon gar nicht. Es kommt immer auf den Anspruch an.

Die Zukunft wird wahrscheinlich weiter in Richtung Digitalfotografie gehen. Digital wird besser werden, während beim Film kaum Hoffnungen auf deutlich bessere Materialien bestehen. Die Versuche von Fuji, einen neuen Velvia zu etablieren, sind eher traurig gescheitert. Wie dem auch sei, die Technik ist ausreichend gut. Mein mentales Problem besteht darin, dass ich für den abartigen Preis einfach eine sehr gute Kamera erwartet habe. Ich wurde enttäuscht. Für mich ist es noch zu früh, ins digitale Lager zu wechseln.

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Kapitel G Noch mehr Enttäuschendes ... und meine nächste Kamera

Gerade eben habe ich Aufnahmen im Sonnenuntergang in Indonesien gemacht. Das digitale Ergebnis ist niederschmetternd: flache und fade Farben. Entweder der in Wirklichkeit blutorange Sonnenball ist als verlorenes Licht völlig weiß (richtig belichtete Aufnahme) oder fade hellgelb (unterbelichtete Aufnahme). Keine Chance für die Nikon D3, die Farbwiedergabe eines Filmes zu erreichen!

Das hier war eine Orgie in Dunkelorange, zumindest in Natura:

Traurig. traurig, umsonst fotografiert - man muss halt wieder nachbearbeiten und Zeit verplempern ...

Und noch einer: Nachtaufnahmen. 30 Sekunden Belichtungszeit sind zu Ende. Da fängt die Lok an, rote Funken aus der Esse zu versprühen. Gleich wieder den Verschluss öffnen – oh nein, das geht ja nicht, wir haben ja eine Digitalkamera! Erst muss man noch einmal so lange warten, wie die Belichtungszeit gewesen ist, um das letzte Bild zu speichern. Dann kann man nach den weiteren 30 Sekunden eine weitere Aufnahme anfertigen. Tschüß Funkenregen, du wirst heute nicht im Bild festgehalten ...

Nachtfotos ohne Stativ – kein Problem. Aber sehen Sie die Streifen, ausgehend von den Lichtpunkten? Sinnlose Aufnahmen ...

Grauenhafte Streifen über das ganze Bild ... Ihr Monitor ist schon ok, keine Sorge.

Ich möchte wissen, wie viele Verkäufer Ihnen das vor dem Erwerb eine Digitalkamera gesagt haben. Man sollte sich die Anschaffung gut überlegen!

Meine nächste Kamera ist wieder eine gerade frisch erworbene Nikon F100. Für den Gegenwert von sechs Mal Sensor reinigen habe ich mir eine Top-Kamera gekauft. Dazu einen größeren Posten des bewährten Fuji Velvia 50 (dem Original). Die Zeit der flauen Digitalbilder ist erst einmal vorbei. Die Tour nach Indonesien ist die vorläufig letzte Reise, die ich mit der Nikon D3 antrete (und das auch nur, weil ich in Indonesien wirklich alles, was mich interessiert, schon auf Velvia 50 verewigt habe). Bis 10.9.2008 ist sie noch auf ebay zu ersteigern. Siehe hier:

http://cgi.ebay.de/ws/eBayISAPI.dll?ViewItem&rd=1&item=220276252502&ssPageName=STRK:MESE:IT&ih=012

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* Für alle, die bei der Zollfahndung arbeiten: ja, ich habe die Kamera inklusive Porto ordentlich verzollt. Auf dem Flughafen Düsseldorf habe ich erst am leeren Zollschalter 20 Minuten gewartet und dann einen Beamten gefunden, der mich dorthin brachte, wo ich die Kamera verzollen konnte. Man legte mir zwei dicke Wälzer mit einigen zehntausend Kennnummern auf den Tisch und ein Formular, dass an vielen Stellen mit den richtigen Kennnummern ausgefüllt werden musste. Man sagte, man dürfe mir laut Gesetz nicht bei der Ausfüllung helfen. Aber es gebe da einen Service, der für ein nettes Sümmchen Euro diese Arbeit übernehmen würde. Ich müsse nur dorthin, dahin und dann weiter geradeaus gehen, dann würde ich dieses hilfsbereite Büro einer Spedition finden. Da ich aber noch einen Anschlussflug nach Berlin gebucht hatte, wollte ich diese Odyssee durch die Baustelle Düsseldorfer Flughafen nicht antreten, zumal ich von dem genannten Betrag der Hilfeleistung meinen Nahrungsmittelbedarf der gesamten nächsten Woche zu bestreiten gedachte. Nach einer halben Stunde Brütens über den Machwerken deutscher Zoll- und Steuerbehörden erbarmte sich dann ein Zollbeamter doch und gab mir in wenigen Sekunden die Nummern, die er auswendig wusste, zu Protokoll. 1.291 Euro abgedrückt konnte ich meine Digitaltechnik nun ordentlich verzollt und versteuert einführen. Digital zu fotografieren heißt wie schon erwähnt, viel Zeit und viel Geld haben. Oder gehabt zu haben ...

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